50-008 Digitale Ansätze der Migrationssteuerung: Kritische Perspektiven

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Migrationssteuerung

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 5,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 24

Kommentare/ Inhalte:
Internationale Organisationen und humanitäre Akteure setzen zunehmend auf digitale Technologien, um Migration bzw. menschliche Mobilität erstens sichtbar zu machen und zweitens zu steuern. Beispiele für diese Technologien sind etwa biometrische Überwachung, Fernerkundung, Big Data und künstliche Intelligenz. Diese Schnittstelle zwischen Mensch, Technik und Natur bietet ein exzellentes Feld, um kritische Fragen an die internationale Politik der Migration zu stellen. Was bedeutet es beispielsweise, wenn mit Hilfe digitaler Technologien Migrationssteuerungsmechanismen entwickelt und umgesetzt werden, um extrem vulnerable Zwangsmigrant:innen und ihr Verhalten erstens zu lokalisieren und zweitens zu modellieren und damit “berechenbar” zu machen? Dies geschieht etwa durch den Einsatz von Fernerkundung in Gebieten, die von Umweltkatastrophen betroffen und daher schwer(er) zu erreichen sind; auf Grundlage von GIS oder vergleichbaren Daten werden dann humanitäre Hilfsprogramme für Flüchtende/Geflüchtete entwickelt und umgesetzt. Während der Nutzen solcher Instrumente und “Tools” offensichtlich erscheint, werden zunehmend die Risiken und Gefahren einer technisierten Migrationspolitik erforscht und diskutiert. Welche Formen des Wissens über Migrant:innen werden durch solche Technologien produziert? Wie gehen wir mit Machtasymmetrien sowie möglichen Verletzungen der Privatsphäre um? Wie genau funktioniert die Modellierung solcher Situationen, und welche Erkenntnisse bringt ihre Betrachtung durch andere methodische Ansätze, etwa der ethnographischen Feldforschung? Wie “sehen” wir Migration in Computermodellen, Satellitenbildern oder digitalen Karten? Welche Einblicke gewähren qualitative Methoden “von unten” in die gelebte Realität von Migrant:innen? Diese Fragen werden wir mit den Studierenden in einem konkreten Anwendungsbeispiel erörtern. Hierfür lernen die Teilnehmer:innen des Seminars, ein eigenes simples Modell zur Erforschung von Migrationsprozessen zu programmieren. Anschließend werden wir gemeinsam, die dem Modell zugrundeliegende Perspektive auf Migration problematisieren und mit Erkenntnissen aus der qualitativethnographischen Migrationsforschung kontrastieren, um Prozesse der wissenschaftlichen Wissensproduktion sichtbar zu machen.

Lernziel:
Die Lehrveranstaltung zielt darauf ab, Studierende am Beispiel der Mobilitätsforschung zur kritischen Reflexion von Forschungsprozessen zu befähigen. Es beschäftigt sich mit zentralen Fragen der kritischen Sicherheits-, Flucht- und Flüchtlingsforschung sowie der internationalen Politik der Migration und Migrationssteuerung. Die Studierenden lernen die Programmiersprache Netlogo kennen und wenden diese unter der Anleitung der Dozent:innen an, um ein einfaches Modell zur Analyse menschlicher Mobilität zu entwickeln. Durch die kritische Einordnung und Diskussion der eigenen Vorgehensweise lernen die Teilnehmer:innen, Forschungsprozesse und -erkenntnisse kritisch zu reflektieren und einzuordnen. 

Vorgehen:
Die Lehrveranstaltung gliedert sich in zwei Teile. In einem ersten Teil lernen die Teilnehmer:innen die Grundlagen der Programmierung mit Netlogo kennen. Innerhalb von einigen Stunden wird mit der Erarbeitung der Programmiersprache eine grundlegende Vertrautheit mit dem Vokabular und den Konzepten geschaffen. Netlogo ist eine leicht zugängliche Programmiersprache. Studierende werden nach dem Prinzip „bring your own device“ arbeiten. Für diese Lehrveranstaltung wird ein eigenes Endgerät (z.B. Laptop) benötigt. Hierbei ist es nicht relevant, um welchen Hersteller es sich handelt. Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Mithilfe der Software wird eine fiktive Situation von Zwangsmigration modelliert und darauf aufbauend humanitäre Hilfe programmiert. In einem zweiten Schritt nähern sich die Studierenden der gleichen Situation aus einer qualitativen Perspektive. Schließlich werden die Entscheidungsschritte der beiden methodischen Ansätze kritisch reflektiert und ihre Ergebnisse verglichen. Der gesamte Prozess wird in einem individuellen Forschungsportfolio dokumentiert.

Literatur:
Die Literatur wird im Seminar bekannt gegeben.

Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Der Leistungsnachweis erfolgt durch eigenständige Anfertigung eines  Forschungsportfolios.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Mo, 18. Okt. 2021 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
2 Mo, 25. Okt. 2021 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
3 Mo, 8. Nov. 2021 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
4 Mo, 22. Nov. 2021 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
5 Mo, 6. Dez. 2021 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
6 Mo, 10. Jan. 2022 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
7 Mo, 24. Jan. 2022 12:00 16:00 Grindelberg 5, Poolraum 006 Dr. Christiane Fröhlich; Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez; Delf Rothe
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende Pflicht
1. Studienleistung k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
Lehrende
Delf Rothe
Dr. Juan Miguel Rodriguez Lopez
Dr. Christiane Fröhlich