47-020 Projektstudium 'Uni in gesellschaftlicher Verantwortung' I: 'Revolte im Erziehungshaus' - Heimerziehung als pädagogisches Konfliktfeld

Veranstaltungsdetails
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Lehrende: Sinah Mielich

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan:

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 15 | 30

Weitere Informationen:
Der Zugang zu Modul und Lehrveranstaltung ist in der Regel an die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen gekoppelt. Näheres s. Modulhandbuch zu den Wahlpflichtmodulen im Fachüberschreitenden Bereich, Modul EW-FÜB2-01a, vgl. https://uhh-ew.de/fueb

Der Zugang zu Modul und Lehrveranstaltung ist in der Regel an die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen gekoppelt. Näheres s. Modulhandbuch zu den Wahlpflichtmodulen im Fachüberschreitenden Bereich, Modul EW-FÜB2-13.

Die Anmeldung zu FüB-Wahlpflichtmodulen erfolgt regelmäßig lediglich auf Modulebene, nicht auf Lehrveranstaltungs- bzw. Kursebene. Sofern das Modul stattfindet, werden zugelassene Teilnehmende automatisch in Kurs und Lehrveranstaltung eingetragen.

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Worum geht’s?

In diesem auf drei Semester angelegten Projektstudium wollen wir uns mit den historischen und aktuellen Konflikten um die (geschlossene) Heimerziehung auseinandersetzen und das Theaterstück „Revolte im Erziehungshaus“ (1928) aktualisieren und zur Aufführung bringen.

In Heimen der Fürsorgeerziehung wurden seit jeher arme und Arbeiterkinder und -jugendliche untergebracht. Meist wurde mit besonderer Härte versucht, sie an die bürgerliche Ordnung anzupassen, indem sie schwere Arbeit in der Landwirtschaft oder im Torfabbau leisten mussten. Schon in dem Werk „Gefesselte Jugend in der Zwangsfürsorgeerziehung“ (August Brandt) von 1929 heißt es: „Die Fürsorgeerziehung ist in ihrer ganzen Bedeutung eine soziale und damit eine politische Angelegenheit. Sie ist eine soziale Angelegenheit, weil dieser Klassenstaat nichts tut, um die Ursachen der Verwahrlosung breiter proletarischer Kinderschichten zu verhüten […], sondern sie im Verlauf ihrer Entwicklung sich selbst überläßt, sie hungern, frieren und auch schwer arbeiten läßt, sie dem Wohnungselend mit allen seinen gesundheitlichen und sittlichen Schäden preisgibt, um dann, wenn dem Jugendlichen durch diese soziale Barbarei die Jugend zerstört wurde, ihn von Staatswegen durch Zwangserziehung zu 'befürsorgen'. […]“

Die Heimrevolten in der Weimarer Republik werden in dem Theaterstück „Revolte im Erziehungshaus“ von Peter Martin Lampel aus dem Jahr 1928 thematisiert. Das Stück, das an die 500 Mal gespielt wurde und für große öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt hat, basiert auf Lampels Hospitation in der preußischen Fürsorgeanstalt Struveshof bei Berlin und auf seinen darauf aufbauenden Studien „Jungen in Not“. Die Berichte ergaben das Bild unzureichend geleiteter, von veralteten Erziehungsvorstellungen beherrschter Erziehungsheime. Lampel hat die Veröffentlichung seiner Studien als kämpferischen Akt verstanden, um die in dem Bereich nur langsam anlaufenden Reformbewegungen voranzutreiben: „Die bürgerliche Fürsorge bedarf einer umwälzenden und schleunigsten Veränderung.“ (aus dem Vorwort von „Jungen in Not“) 

Nachdem in den 1960er/70er Jahre im Rahmen der „Heimkampagne“ die Situation in den Heimen der Nachkriegs-BRD kritisiert wurde, kam es zu Veränderungen in diesem Arbeitsfeld. Die Konflikte darum ziehen sich jedoch bis in die Gegenwart hinein. Auch heute noch werden Kids aus (besonders) prekären Lagen in (geschlossener) Heimerziehung, die sich häufig durch gängelnde Stufen- und Phasenmodelle sowie eine zunehmende Psychiatrisierung auszeichnet, untergebracht.
Beispiele für aktuelle Auseinandersetzungen in diesem Bereich sind die erfolgreichen Kämpfe für die Schließung der Heime der Haasenburg GmbH in Brandenburg (2013), das Tribunal über die Verletzung von Kinderrechten in der Heimerziehung („Dressur zur Mündigkeit?“) des AKS Hamburg und des Aktionsbündnisses gegen geschlossene Unterbringung (2018) sowie die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um geplante (geschlossene) Kooperationseinrichtungen zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe in Bremen, Sachsen und aktuell auch in Hamburg.

Vorgehen:
In den drei Semestern wollen wir uns mit der umkämpften Geschichte der Heimerziehung auseinandersetzen (auch über Filme, wie z.B. „Bambule“, „Freistatt“, die Dokumentation des Tribunals „Dressur zur Mündigkeit?“), uns das Theaterstück „Revolte im Erziehungshaus“ aneignen, es diskutieren, aktualisieren und inszenieren. Das Theaterstück soll ins Verhältnis zu den aktuellen Kämpfen um die Abschaffung (geschlossener) Heimerziehung und für demokratische Alternativen gestellt und mit aktuellen Sequenzen ergänzt werden. Dafür wird die Kooperation mit von Heimerziehung Betroffenen bzw. jungen Erwachsenen/Careleavern gesucht werden. Im weiteren Verlauf der drei Semester werden wir die Kooperationen ausbauen und den Schwerpunkt auf die Aktualisierung des Stücks und die Inszenierung sowie die Proben legen, wozu auch gehört das Bühnenbild zu bauen, Requisiten zu erstellen und Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Am Ende des dritten Semesters soll die Premiere des Theaterstücks stattfinden.

Für die Workshops mit den von Heimerziehung betroffenen Jugendlichen sowie die Proben ist (insbesondere im dritten Semester) mehr Zeit einzuplanen. Die konkreten Termine werden gemeinsam im Seminar verabredet.

Theaterkenntnisse sind keine Voraussetzung, dafür aber ein Interesse an dem Thema und die Bereitschaft sich an der Theaterinszenierung einzubringen (wozu auch Regie, Bühnenbau, Requisite etc. gehört).

Grundsätzliches zum Projektstudium findet ihr hier: https://aufbruch.blogs.uni-hamburg.de/projektstudium/

Wenn ihr vorab Fragen zu der Veranstaltung haben solltet, meldet euch gerne per E-Mail an: 
Sinah.Mielich@uni-hamburg.de.

Literatur:


Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Do, 21. Okt. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 06 Sinah Mielich
2 Do, 28. Okt. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
3 Do, 4. Nov. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
4 Do, 11. Nov. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
5 Do, 18. Nov. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
6 Do, 25. Nov. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
7 Do, 2. Dez. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
8 Do, 9. Dez. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
9 Do, 16. Dez. 2021 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
10 Do, 6. Jan. 2022 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
11 Do, 13. Jan. 2022 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
12 Do, 20. Jan. 2022 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
13 Do, 27. Jan. 2022 12:15 13:45 VMP 8 R 206 Sinah Mielich
Prüfungen im Rahmen von Modulen
Modul (Startsemester)/ Kurs Prüfung Datum Lehrende Bestehens­pflicht
EW-FÜB2-02a Universität in gesellschaftlicher Verwantwortung (Basismodul) (WiSe 21/22) / EW-FÜB2-02-a  Projektstudium 'Uni in gesellschaftlicher Verantwortung' I: 'Revolte im Erziehungshaus' - Heimerziehung als pädagogisches Konfliktfeld 1  Studienleistungen k.Terminbuchung Sinah Mielich Ja
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