Lehrende: Prof. Dr. Christoph Matthias Seibert
Veranstaltungsart: Hauptseminar
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Kommentare/ Inhalte: Freud arbeitet die Theorie der Psychoanalyse seit den frühen „Studien über Hysterie“ im Licht seiner klinischen Erfahrungen aus, in deren Mittelpunkt einzelne Subjekte und ihre psychischen Krankheitsgeschichten stehen. Ungeachtet dieser Subjektorientierung widmet sich Freud spätestens mit dem Erscheinen von „Totem und Tabu“ dann aber auch verstärkt kulturtheoretischen und in ihrem Kontext religionstheoretischen Fragestellungen. Er tritt dabei bekanntlich als offensiver Kritiker der Religion auf, konzipiert religiöse Praxis nach dem Muster von Zwangshandlungen oder sieht im religiösen Glauben eine „Illusion“. Wir werden im Seminar die zentralen Texte von Freuds Kultur- und Religionstheorie studieren und dabei fragen, was die Voraussetzungen seiner Religionskritik sind, und ob es möglich ist, zu anderen Einschätzungen von Religion zu gelangen, ohne dabei das Terrain der psychoanalytischen Denkweise verlassen zu müssen.
Literatur: Die im Seminar vorkommenden Freud-Texte umfassen: Totem und Tabu (1912/13); Die Zukunft einer Illusion (1927); Das Unbehagen der Kultur (1930) Der Mann Mose und die monotheistische Religion (1937). Einführungsliteratur: Jonathan Lear, Freud, London/New York 22015 (eine unglaublich gute Einführung in das Denken Freuds aus philosophischer Perspektive); Peter Gay, Freud. Eine Biographie für unsere Zeit, Frankfurt/Main 1991 (die monumentale Biographie). Themenbezogen: Robert A. Paul, Moses and Civilization. The Meaning behind Freud’s Myth, New Haven 1996. Weiterentwicklung: Jacques Lacan, Der Triumph der Religion, welchem vorausgeht: Der Diskurs an die Katholiken, Wien 2020.