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Lehrende: Florian Muhl
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
0b4c
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 32
Anmeldegruppe: Neuere Handlungskonzepte
Kommentare/ Inhalte:
Die Entwicklung der Sozialpädagogik und ihrer Handlungskonzepte hängt sowohl mit den Kämpfen der Arbeiterbewegung als auch mit der Entwicklung von Wohlfahrtsstaatlichkeit zusammen. Sie ist „ein soziales (Kräfte-)Verhältnis, ein Feld, auf dem unterschiedliche Akteure mit ihren je spezifischen Interessen, Sichtweisen und Handlungslogiken sowie den ihnen eigenen Machtpotenzialen operieren. Wie andere staatliche Arrangements auch, ist die Soziale Arbeit umkämpftes Terrain, mithin Ort und Gegenstand von – wenn auch nicht zu jeder Zeit offen sichtbaren – Auseinandersetzungen gesellschaftlicher Kräfte um Macht, Einfluss, Weltdeutungen, Wertvorstellungen, materielle Ressourcen usw.“ (Steinacker 2017: 245 f.)
Im Kontext verschiedener Krisen der kapitalistischen Akkumulation kam es „bereits seit den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zur Einsicht in die nach wie vor widersprüchliche Konstitution von Kapitalismus und bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsformationen“ (Sünker 2017: 8). Die gesellschaftliche Aufbruchszeit ab 1968 bewegte auch die Sozialarbeiter:innen. Die autoritären Strukturen in Schule, Kindergarten, Jugendzentren, aber auch in den Psychiatrien und in den Knästen sollten aufgebrochen und die repressive und individualisierende Sozialarbeit vom idealistischen bürgerlichen Kopf auf materialistische Füße gestellt werden. In diesem Kontext stand auch die Absage des 5. Deutschen Jugendhilfetags durch die Arbeitsgemeinschaft Jugendhilfe (AGJ) im Jahr 1974 (vgl. Kummetat/Klausch 2019).
In den 1970er und 80er Jahren wurden – im Konflikt mit dem Status Quo – viele neue sozialpädagogische Konzepte entwickelt: von der Heimerziehung über die Kinderladen- bis hin zur Jugendzentrumsbewegung (vgl. Arbeitskreis SDS/APO 68 Hamburg).
Im Rahmen des Seminars sollen vor diesem historischen Hintergrund die konzeptionellen Entwicklungen in Handlungsfeldern wie Heimerziehung, Jugendarbeit und Gemeinwesenarbeit seit den 1970er Jahren bis heute in den Blick genommen werden.
Das Seminar steht im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Tagung „50 Jahre Absage des 5. Deutschen Jugendhilfetages: Neue Zwänge – alte Potenziale?“, die am 20./21.09.24 an der Universität Hamburg stattfinden wird.
Vorgehen:
Gruppenarbeit zu ausgewählten Arbeitsbereichen nach einem gemeinsamen Einstieg. Die genaue Arbeitsweise wird zu Beginn des Seminars gemeinsam festgelegt.
Literatur:
- Arbeitskreis SDS/APO 68 Hamburg: 68 und die Folgen, https://sds-apo68hh.de/diverse-bewegungen/
- Hornstein, Walter (1970): Dokumentation des Vierten Deutschen Jugendhilfetages, München: Juventa.
- Informationsdienst Sozialarbeit, Heft 6 + 7, Offenbach: Verlag 2000 GmbH, online verfügbar unter: https://archive.org/details/InformationsdienstSozialarbeitab1972
- Kappeler, Manfred (2004): Zwischen Reform und Revolution. Die Jugendhilfetage 1968 bis 1978 — ein kritischer Rückblick. In: SozialExtra Mai 2004, S. 20-25, https://link.springer.com/article/10.1007/s12054-004-0052-0
- Kummetat, Sabine/Klausch, Peter (2019): Europas größter Jugendhilfegipfel im Spiegel der Zeit, in: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ (Hrsg.): 70 Jahre AGJ – Kinder- und Jugendhilfe gestalten!, https://www.agj.de/fileadmin/user_upload/screen_70jahre_agj.pdf
- Sünker, Heinz (2017): Politische Produktivität Sozialer Arbeit und demokratische gesellschaftspolitische Perspektiven im 21. Jahrhundert. In: R. Braches-Chyrek und ders. (Hrsg.), Soziale Arbeit in gesellschaftlichen Konflikten und Kämpfen, Springer, Wiesbaden, S. 7-42. (online verfügbar über den Campus Katalog)
- Steinacker, Sven (2017): Heimerziehung und die politischen Kämpfe der 68er-Bewegung. In: R. Braches-Chyrek und H. Sünker (Hrsg.), Soziale Arbeit in gesellschaftlichen Konflikten und Kämpfen, Springer, Wiesbaden, S. 245-264. (online verfügbar über den Campus Katalog)
- Templin, David (2015): Freizeit ohne Kontrollen – Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre, Göttingen: Wallstein Verlag. (online verfügbar über den Campus Katalog)
- Wolff, Reinhart (2023): Erziehung – wie bisher oder anders? Pädagogische Machtkontroversen im Rückblick auf den 4. Deutschen Jugendhilfetag 1970. In: Großkopf, Steffen/ Winkler, Michael (Hrsg.): Die Macht der Pädagogik, Baden-Baden: Ergon, S. 97-109.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Regelmäßige Teilnahme sowie Vor- und Nachbereitung (2 LP), Präsentation und Moderation eines Sitzungsthemas (1 LP)
Modulabschlussprüfung in Form einer 15- bis 20-seitigen Hausarbeit
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