Lehrende: Prof. Dr. Martina Böhm
Veranstaltungsart: Übung
Anzeige im Stundenplan: Diaspora
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Kommentare/ Inhalte: Diaspora heißt „Zerstreuung“ oder „Verstreuung“. Es handelt sich um einen biblischen Begriff, der in der Septuaginta wie auch im Neuen Testament für eine (freiwilllige oder unfreiwillige und teils sogar theologisch als Strafe gedeutete) Existenz in der Fremde steht. Der Begriff „Diaspora“ wird auch gegenwärtig für Situationsanalysen von Glaubensgemeinschaften und Kirchen verwendet. Er versucht, sowohl aus der Eigen- wie aus der Fremdperspektive heraus Minderheitensituationen zu beschreiben, seien sie durch Flucht und Migration entstanden oder entstehen sie durch Säkularisierungsschübe, die inzwischen auch Volkskirche in Richtung Minderheit verschieben. Die Frage ist dabei, von wem die Minderheitensituation wie gedeutet wird und wie sie die eigene religiöse Identität bestimmt oder beeinflusst. Ist Diaspora z.B. eine Art Schicksal oder Katastrophe, die auch im veränderten Kontext zur Bewahrung bisheriger religiöser Identität verpflichtet? Oder ist sie Herausforderung und Chance zur Veränderung der eigenen Identität? Die Übung ist interdisziplinär gedacht. Das Diasporaverständnis in seinen atl. und ntl. Ausgangstexten wird eine Rolle spielen ebenso wie die faktische Situation im frühen Judentum. Anhand eines 2021 erschienenen ökumenischen Sammelbandes werden auch gegenwärtige christliche Diasporasituationen in den Blick genommen und auf dem Hintergrund der biblischen Texte reflektiert.