53-410 Pindar [BEd-LASek: GRI-24, GRI-26, GRI-27; BA-KPh: A03, V01; MA-GLP M01, 02, 05, 08, 011, 014; SLM-WB, Master-WB]

Lehrende: Prof. Dr. Klaus Lennartz

Veranstaltungsart: Lektürekurs

Anzeige im Stundenplan: Pindar

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15

Kommentare/ Inhalte:
Pindar (522–442) hat eine lange Karriere hinter sich: Zu Lebzeiten ‘international’ gefragter thebanischer Stardichter und -performer (z. T. auch ‘Poet in Residence’), wurde er von der athenischen Jugend Ende 5./Anfang 4. Jh. nur noch müde belächelt (die neue Generation wollte, wenn überhaupt, lieber Euripides rezitieren). Im Hellenismus hat man – bei aller zelebrierten Ehrfurcht Alexanders (Verschonung von Pindars Haus in Theben 335 v.!) – nur ein bisschen ‘Pindar-Duft’ auf Elegie und Melos aufgetragen, aber den Meister immerhin sorgfältig ediert. Horaz als römischer fidicen lässt ihn im Gewand äolischer Formen aufblitzen, dichten wie er könne und solle man nicht (c. 4, 2). Und während man in Byzanz den Dichter noch Jahrhunderte lang hütet, weiß man am Hofe Karls des Großen zwar, dass er mal ein Gigant war (Theodulf wird Pindar genannt), aber Texte kennt man im Westen lange schon nicht mehr. Erst mit den griechischen Humanisten der Spätrenaissance beginnt seine Sonne (?) wieder im Westen aufzugehen – und später auch zu leuchten. Deutsche ‘Prime Time’ hat er im ‘Sturm und Drang’ – man ging davon aus, dass sich dieser Dichter in genialischem Schwung auf freier Rhythmik bewege (vgl. schon Horaz c. 4, 2, 11)! –, bis er von Friedrich Hölderlin klassisch konserviert ward. Der Philologe August Boeckh hat an Pindar die gültige metrische Periodik entwickelt, Wilamowitz ihn in einem dicken Buch ‘anschaulich gemacht’, Elroy Bundy ihn in den 60ern ausschließlich genremäßig erklärt: Heutige finden in ihm Mythengeschichtliches, Anthropologisches, Performantisches (Chor oder Solo?) – und an ihm wieder Großartiges. Und wir? „Bei Pindar kommt das Beste erst heraus, wenn man ihm nachdenkt“ (Wilamowitz, Pindaros, S. 174).

Vorgehen:
Wir beginnen natürlich mit Ol. 1 (den ‘Propyläen’ schon der hellenistischen Edition), dann Ol. 2, 6 und vielleicht 7; jedenfalls Pyth. 1, 2 und 4; 10 als erstes Stück; Genaueres – und vielleicht Besseres – kann ich hoffentlich bald in AGORA bekanntgeben.

Literatur:
Text: Pindari Carmina cum fragmentis, Pars I: Epinicia, post Br. Snell ed. H. Maehler, Leipzig, 5. Aufl. 1971 u.ö. (z. B. 8. Aufl. 1987) (ich mache die zu traktierenden Texte über einen zu eröffnenden AGORA-Raum zugänglich); es gibt Kommentare im Rahmen von Gesamt- bzw. Gruppenkommentaren, aber auch monografische Kommentare zu einzelnen Gedichten; klassisch ist B. L. Gildersleeve, Pindar. The Olympian and Pythian Odes, w. a. Introd. Essay, Notes, a. Comm., New York 2. Aufl. 1890 u.ö.; L. R. Farnell, the Works of Pindar. Transl., w. Lit. a. Crit. Comm., Bdd. 1–3, London 1930–32; B. Gentili, P. A. Bernardini u.a., Pindaro, Le Pitiche. Introduzione, testo critico e traduzione, Verona 1995; W. B. Henry, Pindar’s Nemeans. A Selection, Ed. a. Comm., München 2005; E. Thummer, Pindar. Die Isthmischen Gedichte, Bdd. 1–2, Berlin 1968–9; Einzelkommentare v. B. K. Braswell, D. E. Gerber u.v. a.; Übers.: Pindar, Siegeslieder, griech.–dt., hrsg., übers. u. m. einer Einl. vers. v. D. Bremer, München 1992; Pindar, Oden, Griechisch-Deutsch, übers. u. hrsg. v. E. Dönt, Stuttgart 1986. Zum Einlesen vgl. zunächst B. Zimmermann, Handbuch der griechischen Literatur der Antike, Bd. 1 (…), München 2011, 231–246 (Pindar); älter, aber nach wie vor meisterhaft: H. Fränkel, Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums (…), München 3. Aufl. 1962, 483–576; Abschnitte über Chorlyrik bzw. Pindar in den drei ‘Companions’: D. E. Gerber (Hg.), A Companion to the Greek Lyric Poets, Leiden u. a. 1997 u.ö. (Mnemosyne Suppl. 173), F. Budelmann (Hg.), The Cambridge Companion to Greek Lyric, Cambridge 2009, L. Swift (Hg.), A Companion to Greek Lyric, Hoboken, NJ 2022; neuere philosophische Auseinandersetzung z.B. durch M. Theunissen, Pindar: Menschenlos und Wende der Zeit (!), München 3. Aufl. 2008.

Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
LP bei Bestehen einer Übersetzungsklausur zu den erarbeiteten Spezimina in der letzten Veranstaltung.