52-262 Literatur der Grenzüberschreitung – Hans Henny Jahnn [IfG 321] [IFG642] [IFG 646] [DSL/DE-V-NdL] [SLM-WB] [DL-M02][DL-M05] [DL-M07] [DL-M09][DL-M10] [DE-ME-NdL] [Master-WB] [SG-SLM]

Lehrende: Prof. Dr. Doerte Bischoff

Veranstaltungsart: Seminar II

Anzeige im Stundenplan: HH Jahnn

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 20

Weitere Informationen:
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Hinweis zur Teilnahme:
Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden nach der ersten Vorlesungswoche von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen dadurch frei werdende Seminarplätze interessierten Studierenden während der Ummelde- und Korrekturphase sicher zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass Lehrende keinen Einfluss auf die Platzvergabe in den Veranstaltungen haben; die Platzvergabe erfolgt nach dem Schließen der Listen automatisch über STiNE.
Weitere Hinweise finden Sie unter folgendem Link, der in jedem Semester aktualisiert wird:
https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/studium/downloads.html#18061577

Kommentare/ Inhalte:
Literatur der Grenzüberschreitung – Hans Henny Jahnn (in Kooperation mit Nicolas Paulus)

Hans Henny Jahnn zu lesen, ist eine Herausforderung: radikal überschreitet sein Erzählen Körper- und Geschlechtergrenzen, stellt Grenzen zwischen Mensch und Tier in Frage und bricht so auf vielfältige Weise mit gesellschaftlichen Konventionen und Tabus. Zugleich konfrontiert die Monumentalität seines zentralen Schreibprojekts mit einer komplexen Gesamtkomposition, die nur durch ausdauernde und eingehende Lektüre erschlossen werden kann. Das Seminar lädt dazu ein, das Werk dieses wichtigen Hamburger Autors des 20. Jahrhunderts gemeinsam zu entdecken, das die antibürgerlichen Experimente der Avantgarden ins Extrem treibt und als Seismograph politischer Gewaltexzesse beschrieben werden kann, die die Epoche prägen. Dabei soll es nicht nur darum gehen, seine einzigartige Stellung in der deutschsprachigen Literatur seiner Zeit nachvollziehbar zu machen, sondern zu zeigen, inwiefern zentrale Themen der Gegenwart (Gender, Sexualität, Gewalt, die Stellung des Menschen in der bzw. gegenüber der Natur) hier bereits in radikaler Offenheit und Zuspitzung entfaltet werden.
Im Fokus der gemeinsamen Lektüre soll Jahnns opus magnum, die von ihm selbst in einem Brief als „Romanungeheuer" bezeichnete Trilogie Fluss ohne Ufer, stehen, die überwiegend während der 1930er und 40er Jahre im Exil auf Bornholm entstand. Anhand der ersten beiden Teile Das Holzschiff und Die Niederschrift des Gustav Anias Horn nachdem er Neunundvierzig Jahre alt geworden war soll nachvollzogen werden, wie die unterschiedlichen Motive und Verfahren der Transgression ineinandergreifen und sich wechselseitig kommentieren. Ergänzend werden außerdem geeignete kulturtheoretische Texte herangezogen, etwa von Georges Bataille (Die Erotik), Julia Kristeva (Powers of horror. An essay on abjection) und Gilles Deleuze (Sacher-Masoch und der Masochismus).
Da sich der Nachlass Jahnns mitsamt dem Manuskript von Fluss ohne Ufer an der SUB befindet, soll der Umgang mit (teilweise unpubliziertem) Archivmaterial in die Seminararbeit mit einbezogen werden. Zudem ist eine Exkursion an für den Hamburger Dichter bedeutsame Orte in der Stadt geplant. Das Seminar setzt eine Bereitschaft zu einem hohen Lesepensum wie auch zur Auseinandersetzung mit zum Teil herausfordernden Darstellungen von Sexualität und Gewalt voraus.
Empfohlen wird die antiquarische Anschaffung von Fluss ohne Ufer (z. B. über ZVAB), Fragen hierzu beantwortet die Seminarleitung.