52-203 Literarische Mehrsprachigkeit. Schreibweisen, Konzepte, Geschichte [IfG 321] [IfG 641] [IfG 646] [DSL/DE-V-NdL] [SLM-WB] [DL-M02] [DL-M05] [DE-M.Ed-NdL] [Master-WB] [SG-SLM]

Lehrende: Prof. Dr. Esther Kilchmann

Veranstaltungsart: Vorlesung

Anzeige im Stundenplan: Lit. Mehrsprach.

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 165

Weitere Informationen:
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Hinweis zur Teilnahme:
Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden nach der ersten Vorlesungswoche von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen dadurch frei werdende Seminarplätze interessierten Studierenden während der Ummelde- und Korrekturphase sicher zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass Lehrende keinen Einfluss auf die Platzvergabe in den Veranstaltungen haben; die Platzvergabe erfolgt nach dem Schließen der Listen automatisch über STiNE.
Weitere Hinweise finden Sie unter folgendem Link, der in jedem Semester aktualisiert wird:
https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/studium/downloads.html#18061577

Kommentare/ Inhalte:
Literarische Mehrsprachigkeit ist ein Dachbegriff für Texte und Schreibverfahren, die programmatisch mehrere Sprachen nutzen und dabei z.B. französische, englische, türkische Wörter, Sätze oder ganze Passagen in einen dominant deutschsprachigen Text mischen oder auch aus zwei oder mehreren Sprachen gebildete, hybride Ausdrücke entwerfen. Gerade in der Gegenwartsliteratur wird dieses Stilmittel von vielen Autorinnen und Autoren genutzt, um die Norm der Einsprachigkeit zu durchbrechen und transkulturelle Konstellationen, Erfahrungen von Migration und Sprachwechsel wie sozialer Inklusion und Exklusion zu verhandeln. Dabei sprengen die Texte von Emine Sevgi Özdamar, Yoko Tawada, Olga Grjasnowa, Saša Stanišic und anderen bewusst die Grenzen nationaler Standardsprache und experimentieren mit neuen Formen literarischen Ausdrucks. Denn mehrsprachiges Schreiben ist keineswegs ein bloßes Abbild außerliterarischer mehrsprachiger Sprechsituationen und Sprachbiografien, sondern immer Resultat bewusster poetischer Modellierungen und kreativer Arbeit an und mit Sprachen. Insofern ist literarische Mehrsprachigkeit eng verwandt mit anderen poetischen Formen und Experimenten und schließt überdies an Vielstimmigkeit und Mehrdeutigkeit als ein Hauptmerkmal literarischer Texte an.
Die Vorlesung will den weiten Bereich literarischer Mehrsprachigkeit systematisch erschließen: Welche Schreibweisen werden darunter gefasst und mittels welcher methodisch-theoretischen Konzepte lassen sie sich beschreiben? Diskutiert werden neben literaturwissenschaftlichen auch linguistische und soziologische Ansätze und es wird die Nähe literarischer Mehrsprachigkeit zu Fragen der Sprachkritik wie der nach der Beschaffenheit von Literatursprache überhaupt erörtert. Der Hauptteil der Vorlesung ist der Beschäftigung mit historischen und gegenwärtigen Texten vorbehalten, in denen literarische Mehrsprachigkeit in unterschiedlichen literaturhistorischen Konstellationen, Gattungen und verbunden mit unterschiedlichen poetologischen Programmen gestaltet wird. Dabei wird sich zeigen, dass mehrsprachige Schreibweisen nicht erst in der Gegenwart eine Rolle spielen, sondern in der neueren deutschsprachigen Literatur seit ihren Anfängen in der Frühen Neuzeit zu finden sind. Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf dem 20. und 21. Jahrhundert, wo literarische Mehrsprachigkeit in so unterschiedlichen Texten wie jenen Franz Kafkas, des Dadaismus, der Exilliteratur, Paul Celans, Ingeborg Bachmanns, Ernst Jandls und denen der bereits erwähnten Gegenwartsautorinnen und -autoren beobachtet und in den je spezifischen literaturhistorischen Kontexten beschrieben werden soll.

Literatur:
Zur Vorbereitung:
-Dembeck, Till, und Rolf Parr. Literatur und Mehrsprachigkeit. Ein Handbuch. Tübingen: Narr, 2017.
-Kilchmann, Esther. „Mehrsprachigkeit und deutsche Literatur: Zur Einführung". Zeitschrift für interkulturelle Germanistik 3 (2012): 11–19.
-Yildiz, Yasemin. Beyond the Mother Tongue. The postmonolingual condition. New York: Fordham Univ. Press, 2012.