52-169 Heinrich von Veldeke: Eneasroman [IFG 231][IFG 241][IFG 244][DSL/DE-A-ÄdSL][DSL/DE-A-DSL][SLM-WB][Master-WB]

Lehrende: Dr. Sebastian Holtzhauer

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: Eneasroman

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Weitere Informationen:
Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Punktzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich besucht wird.
Hinweis zur Teilnahme: Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden am Ende der ersten Woche der Vorlesungszeit von der Veranstaltung abgemeldet.
Auf diese Weise stehen die frei werdenden Seminarplätze interessierten Studierenden während der zweiten Anmeldephase sicher zur Verfügung.

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Kommentare/ Inhalte:
Der zwischen ca. 1170 und ca. 1190 entstandene ‚Eneasroman‘ Heinrichs von Veldeke beschreibt die Flucht des Helden Eneas aus dem brennenden Troja und seine Irrfahrt, die ihn über Karthago, wo er der mächtigen Herrscherin Dido begegnet, und eine Unterweltfahrt schließlich nach Latium führt, den Ort, den ihm die Götter als zukünftigen Herrschaftsraum verheißen haben. Aus der Verbindung mit der latinischen Königstochter Lavinia geht eine neue Herrscherdynastie hervor, die schließlich im römischen Reich mündet. Die hauptsächliche Quelle für diesen im Mittelalter sehr bekannten antiken Erzählstoff war der französische ‚Roman d’Eneas‘ (um 1160). Im Seminar werden zunächst die gattungsgeschichtlichen Grundlagen erarbeitet: Was sind mittelalterliche Antikenromane? Wie und von wem wurden sie rezipiert? Wie lassen sie sich aus litera(tu)rhistorischer Perspektive in das Gattungssystem der volkssprachigen mittelalterlichen Literatur einordnen? Von zentraler Bedeutung wird dabei immer wieder das Konzept der sogenannten ‚Medievalisierung‘, also der Anpassung der antiken Stoffe und Motive an mittelalterliche Verhältnisse, sein (vgl. Lienert 2001). Durch Rückprojektion werden die Helden der antiken Sagen zu Rittern, zu Dienern der Minne und idealtypischen Herrschern einer höfisch geprägten mittelalterlichen Welt und Zeit. Im Seminar besprechen wir unter anderem die in der Forschung kontrovers diskutierte Entstehung und vor allem Fertigstellung des ‚Eneasromans‘ und gehen in diesem Zusammenhang auf den Literaturbetrieb im deutschsprachigen Hochmittelalter ein. Von Interesse ist des Weiteren der literarische Umgang mit der antiken Mythologie in einer grundlegend christlich geprägten Epoche. Die Adaptationen greifen dabei nicht nur auf den antiken Polytheismus aus, sondern etwa auch auf die Gestaltung der Unterwelt, die Eneas durchfährt und die in Teilen als christliche Hölle zu verstehen ist. Befassen werden wir uns darüber hinaus mit den Transformationen antiker Liebeskonzepte, die im ‚Eneasroman‘ ihren Niederschlag finden, sich jedoch auch stark beeinflusst durch zeitgenössische mittelalterliche Diskurse zeigen. In einigen Sitzungen werden zudem Aspekte von Herrschaft und Herrschaftslegitimation (translatio imperii) fokussiert, die eng mit den Themenfeldern kultureller Repräsentation und feudaladligem Kriegerethos zusammenhängen. Neben der Textkenntnis des ‚Eneasromans‘ setzt der Kurs bei allen TeilnehmerInnen die Bereitschaft voraus, sich (zeit)intensiv mit der Primär- sowie Sekundärliteratur auseinanderzusetzen und sich in den Sitzungen am Dialog zu beteiligen.

Literatur:
Anzuschaffen und zu nutzen ist:
- Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Dieter Kartschoke. Stuttgart 2014. (Reclams Universal-Bibliothek 8303) [antiquarisch kann auch jeder ältere und unveränd. nachdruck der durchges. u. bibliograph. ergänzten ausgabe von 1997 erworben werden]
Zur einführenden Orientierung empfohlen:
- Kasten, Ingrid: Heinrich von Veldeke: ‚Eneasroman‘. In: Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen. Hrsg. von Horst Brunner. Stuttgart 2011 (Reclams Universalbibliothek 8914), S. 75–96.
- Lienert, Elisabeth: Deutsche Antikenromane des Mittelalters. Berlin 2001.