63-116 Postwachstum

Lehrende: Dr. Tobias Schmitt

Veranstaltungsart: Übung

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Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 10 | 23

Kommentare/ Inhalte:
Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Auch wenn eine effizientere Ressourcennutzung und die Umstellung der Wirtschaft von fossilen auf erneuerbare Energien in den letzten Jahren weiter vorangetrieben wird, ist eine Entkopplung der wirtschaftlichen Produktion vom CO2- Ausstoß - zumindest in dem Ausmaß und der Geschwindigkeit, wie es für die Einhaltung des 1,5° Grad-Klimazieles notwendig wäre - nicht zu erreichen. Somit wird immer deutlicher, dass das Versprechen des Grünes Kapitalismus – ökologischer Umbau der Wirtschaft bei einer weitestgehenden Beibehaltung der bestehenden (Produktions)Verhältnisse – nicht haltbar ist, sondern vielmehr die multiplen Krisen verstärkt und die bestehenden Ungleichheitsverhältnisse weiter vertieft. Anstelle eines einfachen Weiter-So mit grünem Anstrich braucht es somit eine tiefgehende Infragestellung der Grundlagen der krisenhaften Wirtschafts- und Produktionsweise und die Entwicklung alternativer Konzepte, bei denen sowohl ökologische als auch soziale Aspekte eines ‚Guten Lebens für alle‘ ernst genommen werden.
Seit einigen Jahren werden Ansätze von Postwachstum und Degrowth sowohl innerhalb von sozialen Bewegungen als auch in der Wissenschaft vermehrt diskutiert. Dabei wird Wirtschaftswachstum als unantastbares Paradigma und politisches Ziel in Frage gestellt und alternative Formen des Produzierens und Re-Produzierens entwickelt. Auch in der deutschsprachigen Geographie hat die Debatte um Postwachstumsgeographien in letzter Zeit an Fahrt aufgenommen (vgl. Lange et al. 2020, Institutskolloquium im SoSe 2023). Jedoch existieren innerhalb der Postwachstumsdebatte zahlreiche unterschiedliche Strömungen, die in Bezug auf ihre konzeptionelle Ausrichtung und gesellschaftliche Vision analysiert und verstanden werden müssen.

Lernziel:
Ziel des Seminars ist es, die aktuelle Debatte um Postwachstum und Degrowth zu verstehen und ihr Potential sowohl hinsichtlich der Analyse und Kritik der bestehenden Lebens- und Produktionsweise, als auch hinsichtlich der Entwicklung einer notwendigen sozial-ökologischen Transformation auszuloten.

Vorgehen:
Nach einer grundlegenden Einführung in die Postwachstumsdebatte werden wir uns in einem ersten Abschnitt mit der Kritik an den bestehenden Strukturen beschäftigen (Paradigma des Wirtschaftswachstums, Planetary Boundaries, Social Boundaries, Green Economy etc.). In einem zweiten Abschnitt werden wir die unterschiedlichen Alternativen, die innerhalb der Postwachstumsdebatte diskutiert werden, in den Blick nehmen. In einem dritten Abschnitt soll es schließlich um konkrete Projekte und mögliche Umsetzungsweisen gehen.
Während das Seminar zunächst in einem wöchentlichen Turnus stattfindet (Okt.-Dez.), wird der dritte Abschnitt in Form einer Blocksitzung am 12. Januar abgehalten werden. Dadurch sollen die bisherigen Diskussionen und Erkenntnisse zusammengefasst und gebündelt und genügend Raum für gegenseitigen Austausch und gemeinsame Diskussionen und gegeben werden.

Literatur:
Schmelzer, Matthias; Vetter, Andrea (2020): Degrowth / Postwachstum zur Einführung. Junius.
Lange, Bastian; Hülz, Martina; Schmid, Benedikt; Schulz, Christian (Hrsg.) (2020): Postwachstumsgeographien. Raumbezüge diverser und alternativer Ökonomien. Transkript.