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Lehrende: Dr. Gereon Wulftange
Veranstaltungsart:
Seminar/Übung
Anzeige im Stundenplan:
00a2a
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Kommentare/ Inhalte:
Wenn wir das Wort ‚Bildung‘ lesen oder hören, mögen alltagsweltlich Assoziationen hervorgerufen werden, die z.B. dasjenige betreffen, was ‚jemand so alles weiß‘, wie viele und welche Fremdsprachen beherrscht werden, welche klassischen Musikinstrumente jemand spielen kann oder auch, über welche ‚Kompetenzen‘ verfügt wird.
Solchen alltagsweltlichen Vorstellungen steht ein erziehungswissenschaftliches Nachdenken über ‚Bildung‘ gegenüber, das sich nicht zuletzt mit der Frage nach der ‚Personwerdung‘ des Menschen und seiner Veränderung, seiner ‚Bildsamkeit‘ beschäftigt. Und das grundlegend. Wie sind wir eigentlich zu denjenigen geworden, die wir sind? Was haben Bildung und das darin enthaltene 'Bild' miteinander zu tun? Wie lässt sich da ein Zusammenhang denken? Wie entsteht die Art und Weise, wie wir uns selbst, die anderen und die Welt sehen? Und inwiefern und wodurch hat sich diese Sicht möglicherweise lebensgeschichtlich verändert?
Wenn es in Fragen der Bildung nicht zuletzt um die je eigenartige 'Person-werdung' und das je einzigartige 'Person-Sein' des Menschen geht, können wir dann möglicherweise gar nicht nicht gebildet sein?
Ausgehend von solchen Fragen wollen wir uns in unserem Seminar mit bildungstheoretischen Ansätzen und Gedankenfiguren aus der Erziehungswissenschaft und ihren Nachbardisziplinen beschäftigen, die dazu anregen, Bildungsprozesse genauer zu beschreiben und sie begrifflich zu ‚bestimmen‘.
Ein Schwerpunkt wird hierbei auf der ‚Transformatorischen Bildungsprozesstheorie‘ liegen, die maßgeblich von Rainer Kokemohr, Winfried Marotzki und Hans-Christoph Koller entwickelt wurde und wird und von anderen Autor*innen weiter vorangetrieben wird. In diesem Ansatz wird Bildung als ein Prozess der Veränderung grundlegender Figuren von Welt-Selbstverhältnissen verstanden, die durch die Konfrontation mit neuartigen Problemlagen herausgefordert wird (vgl. Kokemohr 2007: S.21).
Folgende Fragen schließen an diese Bestimmung an (vgl. Koller 2012: S.17f) :
Wie lässt sich eigentlich das, was in Bildungsprozessen zur Disposition steht bzw. transformiert wird, theoretisch und empirisch beschreiben?
Mit Hilfe welcher begrifflichen Konzepte und Theorien können die Welt- und Selbstverhältnisse sich bildender und gebildet werdender Subjekte genauer erfasst und empirisch untersucht werden?
Wie kann man die Problemlagen näher bestimmen, die zum Anlass bzw. zur Herausforderung für solche Bildungsprozesse werden? Gibt es z.B. typische Erfahrungen oder Problemkonstellationen, die Bildungsprozesse erforderlich machen bzw. herausfordern?
Wie lassen sich die Prozesse der Transformation von Welt- und Selbstverhältnissen, als die Bildung hier verstanden wird, genauer fassen?
Welche Bedingungen sind ausschlaggebend dafür, dass es angesichts der Konfrontation mit neuartigen Problemen zu Bildungsprozessen im genannten Sinn und nicht zur Restabilisierung der eingelebten Welt- und Selbstbezüge kommt? Und wie vollzieht sich im Falle gelingender Bildungsprozesse die Entstehung neuer Figuren des Welt- und Selbstverhältnisses? Wie also entsteht ‚Neues‘?
Diesen und weiteren Fragen wollen wir im Seminar im gemeinsamen Austausch über Texte, Filmausschnitte, über eigene biographische Erfahrungen, Beobachtungen und ‚Bildungserlebnisse‘ nachgehen, um so ein vertieftes Verständnis von ‚Bildung‘ und bildungstheoretischer Überlegungen anzuregen.
Zusätzliche Hinweise:
Die Leistungspunkte für das Seminar (3LP) werden für die aktive Teilnahme, die vorbereitende Lektüre der Texte und die Mitgestaltung einer Seminarsitzung in einer Kleingruppe vergeben. Weitere Überlegungen zum Aufbau und zur Konzeption des Seminars werden wir in der ersten Seminarsitzung besprechen.
Ich freue mich auf Sie und auf unser gemeinsames Seminar!
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