24-008.34 Kulturelle Kriminologien. Entstehung und Perspektiven eines "Paradigmas"

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Nils Schuhmacher

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Profilseminar 4

Semesterwochenstunden: 28

Credits: 6,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 10 | 20

Weitere Informationen:
M.A. Internationale Kriminologie: Profilmodul Spezielle Kriminologien
M.A. Internationale Kriminologie und ggf. weitere M.A.-Studiengänge: Wahlbereich

Kommentare/ Inhalte:

Warum eigentlich „Kultur“? Mit dem Begriff „Cultural Criminology“ (Ferrell/Sanders 1995) wird seit Mitte der 1990er Jahre eine Gruppe von Ansätzen und Perspektiven innerhalb der kriminologischen Sozialforschung bezeichnet, die die soziale Bedeutung „kultureller Produktionen“ (Willis 1977) in den Mittelpunkt rücken.
 
Zwar besitzt die Auseinandersetzung der Kriminologie und ihrer Bezugswissenschaften mit kulturellen Phänomenen und Praktiken eine lange Tradition (begründet und weitergeführt etwa in der ‚Chicago School‘, in Subkultur­theo­rien unterschiedlicher Art sowie dem Labelling Approach). Zugleich – so ein kritischer Befund (z.B. Garland 2008) – bleibt der Zugriff auf ‚Kultur‘ als Feld, Ressource und Set von Techniken hier oft verkürzt, ausschnitthaft und instru­mentell. Im Einklang mit einer solchen Kritik fokussiert Cultural Criminology ‚Kultur‘ erstens in einem sehr umfassenden Sinne (von Jugend- und Pop(ulär)kultur über transgressives Verhalten und Mediengebrauch bis zu kulturellen 'Effekten' sozialer Praktiken). Zweitens interessiert 'Kultur' aus der Perspektive des Kampfes um gesellschaftliche Ordnungsbildung. Unübersehbar ist hier der Einfluss der (britischen) Cultural Studies als „intellektuelle Praxis, die untersucht, wie soziale und politische Identität qua Macht im Feld der Kultur (re-)produziert wird“ (Marchart 2018, 35).
 
Die Perspektive von Cultural Criminology lässt sich in vier Linien ausdifferenzieren:

• Sie untersucht die Bedeutung von Kultur in der Kriminalität, ihrer Bekämpfung sowie der „criminological imagination“ (Young 2011) (Kriminalität als Kultur).
• Sie untersucht die Prozesse, in denen kulturelle Produktionen selbst Gegenstand von Kriminalisierung werden (Kultur als Kriminalität).
• Sie verortet und untersucht die Effekte dieser Prozesse im Kontext medialer Massenkultur. 
• Sie widmet sich der Analyse der (Beziehungen, in denen Medien, soziale Kontrolle, Kultur und Kriminalita¨t zueinander stehen.
 
Von einem neuen Paradigma im Kuhnschen Sinne kann dabei zwar keine Rede sein (womit die Anführungszeichen im Titel erklärt sind). Dennoch hat Cultural Criminology in ihrem Blick auf die Konvergenz kultureller und krimineller Prozesse zu einem Entwicklungsschub innerhalb der Kritischen Kriminologie beigetragen, der sich an methodischen, thematischen und teils auch epistemologischen Weitungen erkennen lässt.



 

Lernziel:

• Verständnis der theoretischen Grundlagen und Rahmungen einer kulturorientierten Kri­mino­logie
• Verständnis der theoretischen Genese und Auffächerung kulturorientierter Kriminologien 
• Kritische Reflexion der Potenziale und Limitierungen kulturorientierter Kriminologien. 

Vorgehen:

Das Seminar zeichnet die Entstehung und Entwicklung der Cultural Criminology von ihren Ursprüngen bis zu ihrer heutigen, diversifizierten Form nach. Es ist in diesem Sinne zeitlich chronologisch aufgebaut. 

In einem ersten Teil beschäftigen wir uns mit den oben erwähnten kriminologischen Bezugstheorien und -theoremen als auch mit dem gesellschaftstheoretischen Forschungsprogramm der Cultural Studies, welches einen spezifischen Einfluss auf die Entwicklung einer Cultural Criminology genommen hat.  

In einem zweiten Teil fokussieren wir die Entwicklung und die theoretische Rahmung der Cultural Criminology.

In einem dritten Teil behandeln wir Weiterentwicklungen, Ausdifferenzierungen, aber auch Disseminationen kulturorientierter Kriminologien, wie sie sich beispielsweise in Feldern der Visual Criminology, der Digital Criminology als auch einer neuen feministischen Kriminologie zeigen. 
 
Die gemeinsame Erarbeitung erfolgt auf Basis von programmatischen oder anderweitig theoretisch orientierenden Texten. Diese werden von allen zur Vorbereitung auf die jeweilige Sitzung gelesen und mit Hilfe von Inputs (= „Referaten“) strukturiert und diskutierbar gemacht. 

Literatur:

Zentrale Plattform für Material und Texte ist openOlat.
Der Seminarplan und die Literaturliste liegen zum Semesterbeginn vor. 
 
Hier angeführt:
• Ferrell, J./Sanders, C. R. (eds.) (1995): Cultural Criminology. Boston.
• Garland, D. (2008): Die Kultur der Kontrolle. Verbrechensbekämpfung und soziale Ordnung in der Gegenwart. Frankfurt a.M.u.a. [engl. orig. 2001]
• Marchart, O. (2018): Cultural Studies. 2. Auflage. München.
• Willis, P. (1977): Learning to Labor. How Working Class Kids get Working Class Jobs. New York.
• Young, J. (2011): The Criminological Imagination. Cambridge. 
 

Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:

Unbenotete Studienleistung (als Voraussetzung für die Erbringung der Prüfungsleistung): Übernahme eines (Gruppen-)Inputs, regelmäßige Anwesenheit. 
 
Prüfungsleistung (benotet): Hausarbeit zu einem der im Seminar behandelten Themen bzw. direkt an diese Themen anschließend im Umfang von ca. 15 Seiten. Abgabe: 29.2.2024

Bewertungsschema: RPO (benotet)
Abgabetermin: 29.02.2024 (openOlat)
Ausgabe der bewerteten Prüfungsleistungen: OpenOlat

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Di, 17. Okt. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
2 Di, 24. Okt. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
3 Di, 7. Nov. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
4 Di, 14. Nov. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
5 Di, 21. Nov. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
6 Di, 28. Nov. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
7 Di, 5. Dez. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
8 Di, 12. Dez. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
9 Di, 19. Dez. 2023 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
10 Di, 9. Jan. 2024 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
11 Di, 16. Jan. 2024 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
12 Di, 23. Jan. 2024 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
13 Di, 30. Jan. 2024 10:15 11:45 MBA HörS 030 Nils Schuhmacher
Prüfungen im Rahmen von Modulen
Modul (Startsemester)/ Kurs Prüfung Datum Lehrende Bestehens­pflicht
24-001 Grundlagen der Kriminologie (WiSe 18/19) / 24-001.11  Kulturelle Kriminologien. Entstehung und Perspektiven eines "Paradigmas" 6  Hausarbeit k.Terminbuchung Nils Schuhmacher Ja
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende Pflicht
1. Hausarbeit k.Terminbuchung Ja
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
Lehrende
Nils Schuhmacher