|
Lehrende: Eric van der Beek
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
00a3c
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Weitere Informationen:
Die Angabe der Credits bezieht sich auf die Zahl der Leistungspunkte, die erworben werden können, wenn die Veranstaltung im Kontext des Wahlbereichs MOTION besucht wird. Im Rahmen eines Moduls gelten die Vorgaben des entsprechenden Moduls!
Kommentare/ Inhalte:
Anselm Strauss und Barney Glaser entwickelten ihren Ansatz der Grounded Theory Methodologie in den 1960er Jahren als Gegenentwurf zu den einflussreichen „Grand Theories“. Sie kritisieren, dass sich die Bemühungen der Forschung darauf konzentrieren, die großen soziologischen Theorieentwürfe jener Zeit mit quantitativen Methoden zu validieren. Die Theoriebildung verliert an Bedeutung, wenn sich die Forschungsbemühungen jener Zeit auf die Entwicklung von Verifikationsmethoden konzentrieren.
“Part of the trend toward emphasizing verification was the assumption by many sociologists that our "great men" forefathers (Weber, Durkheim, Simmel, Marx, Veblen, Cooley, Mead, Park, etc.) had generated a sufficient number of outstanding theories on enough areas of social life to last for a long while. Although we, their sociological offspring, could never equal their genius, we did know how to modify and reformulate their theories with our new-found abilities in verification – and so that was the next job of sociology.” (Glaser & Strauss, 1967, S. 10)
Strauss und Glaser entfwerfen die Grounded Theory Methodologie zu jener Zeit als Empowerment-Ansatz, um die Tätigkeit der Theoriebildung in der Forschung zu stärken und die Freiheit der Forschung wiederzubeleben. Damit legen sie einen wichtigen Grundstein für die qualitativ-rekonstruktive Forschung, der bis in die Gegenwart weiterentwickelt wird.
Mit Big Data und KI-Systemen scheint sich diese Geschichte nun zu wiederholen. Die automatisierte Sammlung von Daten und deren Rekombination durch Deep-Learning-Systeme führt erneut zu einem Bedeutungsverlust von Theorien zur Beschreibung von sozialen Verhältnissen. Die Digitalisierung entdeckt die Gesellschaft in sich selbst als Muster und Maschinen strukturieren die Welt nach dem Prinzip der Verifikation.
Die Grounded Theory Methodologie sieht hingegen in der Abduktion und Reflexion die originär menschlichen Tätigkeiten, Erfahrungen zu verarbeiten und Theorien zu verdichten. Im Seminar wird die Grounded Theory Methodologie dazu genutzt, jenseits routinierter und automatisierter Abläufe Theorieentwürfe über die Rolle von KI zu entwickeln.
Lernziel:
Im Seminar werden erstens die methodologischen Grundlagen der rekonstruktiven Sozialforschung und der Grounded Theory Methodologie erarbeitet. Zweitens werden die Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung mit der Grounded Theory Methodologie thematisiert. Die Studierenden erproben die Methode drittens forschungspraktisch anhand der Fragestellung, wie die Rolle von KI-Systemen in Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozessen wahrgenommen wird.
Vorgehen:
Das Seminar findet an fünf Blockterminen in Präsenz statt.
14.04. – 12-16 Uhr -> VMP8 Raum 211
28.04. – 12-18 Uhr -> VMP8 Raum 211
26.05. – 12-18 Uhr -> VMP8 Raum 212
30.06. – 12-18 Uhr -> VMP8 Raum 211
14.07. – 12-18 Uhr -> VMP8 Raum 212
Literatur:
Breuer, Franz (2010): Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. 2. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Wiesbaden. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-531-92580-6.
Glaser, Barney G.; Strauss, Anselm L. (1967): The discovery of grounded theory. Strategies for qualitative research. New York: Aldine.
Mey, Günter; Mruck, Katja (Hg.) (2011): Grounded Theory Reader. Unter Mitarbeit von Katja Mruck. 2. Aufl. Erscheinungsort nicht ermittelbar: VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV). Online verfügbar unter http://ebooks.ciando.com/book/index.cfm/bok_id/273065.
Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. 4., erw. Aufl. München: Oldenbourg. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1524/9783486719550.
Strübing, Jörg (2014): Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung eines pragmatistischen Forschungsstils. 3., überarb. und erw. Aufl. Wiesbaden: Springer VS (Qualitative Sozialforschung).
|
