24-702.21 Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Kinder und Kindheit

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Dr. Andreas Busen

Veranstaltungsart: Vertiefungsseminar

Anzeige im Stundenplan: SU-BEd-02a

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 10 | 23

Anmeldegruppe: SU - Vert. Gesellschaftswiss.

Kommentare/ Inhalte:
Nicht erst seit 'Fridays for Future' und den daran anschließenden Klimaprotesten sind Kinder und Kindheit in der politischen und gesellschaftlichen Öffentlickeit ein immer wieder präsentes Thema: Seien es die (durch Schulschließungen, soziale Isolation usw. hervorgerufenenI Auswirkungen der Pandemie auf Kinder, bildungspolitische Reformen in Reaktion auf Pisa-Studie und ähnliches, fehlende Kita-Plätze oder, noch grundlegender, die unendliche, aber nach wie vor konsequenlose Diskussion über die Aufnahme von Kinderrechten ins deutsche Grundgesetz - Kinder und Kindheit sind unbestreitbar ein politisches Thema. Angesichts der Tatsache, dass selbst in einem relativ kinderarmen Land wie der Bundesrepublik Deutschland Unter-18-Jährige gut 16% der Bevölkerung ausmachen - nicht zuletzt mit dem regelhaft wiederholten Hinweis "Kinder sind unsere Zukunft" -, scheint es zunächst auch nur folgerichtig, dass der gesellschaftliche und politische Umgang mit Kindern bzw. der gesellschaftlich und politisch vermittelte Einfluss auf Kinder und deren Entwicklung(smöglichkeiten) dergestalt regel- und ernsthaft öffentlich thematisiert und diskutiert werden. Gleichzeitig ist aber zu konstatieren, dass Kinder selbst in diesen Debatten fast nicht zu Wort kommen. Nicht nur gibt es kaum formalisierte Verfahren zur Einbeziehung von Kindern und haben Kinder praktisch keinen Zugang zu öffentlichen Debatten, sondern insbesondere werden Kindern - auch wenn Sie formal einen uneingeschränkten Staatsbürger:innenstatus genießen - grundlegende Bürger:innen- und Menschenrechte vorenhalten, insbesondere das Recht auf politische Teilhabe. Bemerkenswert ist dabei, dass der Umstand, dass Kinder zwar vollständig Politik und Herrschaft unterworfen, von der Autor:innenschaft sowie der Ausübung, Legitimation und Kontrolle von Herrschaft vollständig ausgeschlossen sind, selbst in der politikwissenschaftlichen bzw. politiktheoretischen Reflexion mit wenigen Ausnahmen weder thematisiert noch kritisch refektiert wird. Selbst wo aus demokratietheoretischer Perspektive die Unterworfenheit unter Politik und Herrschaft bei fehlender Partizipation und/oder Repräsentation zuletzt sogar mit Blick auf Tiere umfassend diskutiert worden ist, bleibt der Status von Kindern höchstens ein Randthema.

Woran liegt es aber, dass der Ausschluss von Kindern u.a. von der demokratischen Legitimation von Politik und Herrschaft sowie der damit einhergehende Paternalismus ihnen gegenüber nicht nur praktisch hegemonial, sondern auch in der sozialwissenschaftlichen Reflexion scheinbar nicht problematisierungsbedürftig sind? Welches Bild von Kindern und Kindheit steht hier möglicherweise im Hintergrund und wie ist es dergestalt hegemonial geworden? Ist der skizzierte Umgang mit Kindern - gerade im Lichte ihrer weithin anerkannten besonderen Schutzbedürftigkeit - nicht doch angemessen und auch (demokratie)theoretisch legitimierbar? Und welche - praktischen wie theoretischen - Perspektiven gab und gibt es, die über die herrschende Praxis hinausweisen? Mit diesen und weiteren Fragen wollen wir uns im Seminar auseianndersetzen und so gemeinsam eine differenzierte Einschätzung der Rolle und des Status von Kindern in Politk und Gesellschaft erarbeiten.

Lernziel:


  • Kenntnis unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Perspektiven auf Kinder und Kindheit
  • Fähigkeit zur kritischen Lektüre und Diskussion von sozialwissenschaftlichen Texten
  • Fähigkeit zur Verknüpfung abstrakter Theorien/Konzepte/Debatten und praktischer Fragen
  • Fähigkeit zur Entwicklung und Verteidigung eigener Standpunkte zu zentralen theoretischen Problem- und Fragestellungen
  • systematische Perspektiven auf das Zusammenspiel von Politik, Ökonomie und Gesellschaft 

Vorgehen:
Von besonderer Bedeutung für das gemeinsame Lernen im Rahmen des Seminars sind die Arbeitsgruppen, die in der ersten Sitzung gebildet werden und die jeweils für eine Sitzung verantwortlich sind. In enger Zusammenarbeit mit dem Dozenten erarbeiteten sich die Arbeitsgruppen ihr jeweilges Thema - unabhängig vom jeweiligen Sitzungstermin - bereits in den ersten Semesterwochen und loten potenzielle Schwierigkeiten aus, formulieren Leitfragen etc. Rechnen Sie für die Arbeit in der Arbeitsgruppe mindestens 40 Zeitstunden ein.

Die einzelnen Sitzungen finden grundlegend im Seminarformat statt. Auf Basis der individuellen Lektüre eines Grundlagentextes in Vorbereitung auf die Sitzung wird das Sitzungsthema jeweils gemeinsam erschlossen und diskutiert - unterstützt und initiiert durch einen kurzen Input der für die Sitzung zuständigen Arbeitsgruppe.

Das Seminar findet wöchentlich statt. Ggf. werden einige der späteren Sitzungstermine zugunsten einer Projekt-Phase nicht als Synchron-Veranstaltungen stattfinden.

Im Rahmen des Seminars erhalten Sie außerdem ausführliche Informationen zum (sozial-)wissenschaftlichen Arbeiten allgemein und insbesondere zum Verfassen einer sozialwissenschaftlichen Hausarbeit.

Literatur:
Zum Einsteig ins Thema und als Anregung zum ersten eigenen Nachdenken in Vorbereitung auf das Seminar:

Sabine Andresen/Klaus Hurrelmann 2010, Kindheit, Weinheim/Basel: Beltz; daraus: „Zur historischen Entwicklung von Kindheit“ (S. 11-25). (abrufbar als PDF hier in Stine)

Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Art der Prüfung:
Hausarbeit (10-15 Seiten).


Prüfungsvoraussetzungen:


  • Regelmäßige aktive Teilnahme mit Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen (inklusive Lektüre von Grundlagentexten)
  • Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe (inklusive insbesodere Vorbereitung eines Inputs)
  • Verfassen eines Sitzungsprotokolls

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Di, 4. Apr. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
2 Di, 11. Apr. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
3 Di, 18. Apr. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
4 Di, 25. Apr. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
5 Di, 2. Mai 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
6 Di, 9. Mai 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
7 Di, 23. Mai 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
8 Di, 30. Mai 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
9 Di, 6. Jun. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
10 Di, 13. Jun. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
11 Di, 20. Jun. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
12 Di, 27. Jun. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
13 Di, 4. Jul. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
14 Di, 11. Jul. 2023 16:15 17:45 WiWi 2175/2181 Dr. Andreas Busen
Prüfungen im Rahmen von Modulen
Modul (Startsemester)/ Kurs Prüfung Datum Lehrende Bestehens­pflicht
SU-BEd-02 Vertiefung Gesellschaftswissenschaften (SoSe 23) / SU-BEd-02a  Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Kinder und Kindheit 1  Studienleistung Modul k.Terminbuchung Dr. Andreas Busen Ja
1  Hausarbeit (10-15 Seiten) ohne Termin Dr. Andreas Busen Ja
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende
Dr. Andreas Busen