52-175 Riesen in mittelhochdeutscher Literatur [IFG 331] [DSL/DE-V-ÄdSL] [SLM-WB] [DL-M01] [DL-M05] [DL-M06] [DE-ME-ÄdSL] [DE-M.Ed-ÄdSL] [Master-WB]

Lehrende: Dr. Sebastian Holtzhauer

Veranstaltungsart: Seminar II

Anzeige im Stundenplan: Riesen

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Weitere Informationen:
Wahlzeit

Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Punktzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich besucht wird.

Hinweis zur Teilnahme: Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden am Ende der ersten Woche der Vorlesungszeit von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen die frei werdenden Seminarplätze interessierten Studierenden während der zweiten Anmeldephase sicher zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass Lehrende keinen Einfluss auf die Platzvergabe in STiNE haben, die Platzvergabe erfolgt nach dem Schließen der Listen automatisch über STiNE

Weitere Hinweise finden Sie unter folgendem Link, der in jedem Semester aktualisiert wird:

https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/studium/downloads.html#18061577

Kommentare/ Inhalte:
Riesen sind zunächst einmal übernatürliche Wesen, Figuren der sogenannten niederen Mythologie und des Volksglaubens. Entsprechend finden sich Erzählungen von und über sie in Mythen und Sagen, in erzählenden Liedern, aber auch in (Helden-)Epen und Romanen, in Zauber- und Schwankmärchen sowie in Legenden. Abhängig vom Kulturraum, in dem die Erzählungen kursieren, werden verschiedene Begriffe (Hüne, Oger, Troll, Gi(g)ant usw.) gebraucht und unterschiedliche Konzepte des Riesischen narrativiert sowie diskursiv verhandelt. Charakteristische Merkmale für die zumeist antropomorph gedachten Riesinnen und Riesen sind eine enorme Größe und Stärke sowie phantastische Züge (z.B. Einäugigkeit) im Sinne einer Normabweichung. Zu ihrer Hässlichkeit kann ungehobeltes und überhebliches Verhalten hinzutreten. Doch auch Ambivalenz zeichnet die riesischen Figuren gerade in der mittelalterlichen Literatur aus: Neben feindseligen und schreckenerregenden Riesen als Opponenten des Protagonisten kommen auch gutmütige und hilfsbereite vor, die den Helden unterstützen, neben tumben Riesen existieren durchaus auch sprachgewandte und argumentationsfreudige. Teilweise wird in den Texten durch fehlende oder widersprüchliche Zuschreibungen auch nicht klar, ob man es überhaupt mit einem Riesen zu tun hat oder nicht viel eher mit einem riesischen Menschen oder einem menschenähnlichen Riesen.

All diesen Aspekten wollen wir im Seminar anhand verschiedener mittelhochdeutscher Texte nachgehen, in denen Riesen eine Haupt- oder Nebenrolle spielen. Den Studierenden des Seminars soll dabei die Möglichkeit gegeben werden, ihnen bekannte Riesinnen und Riesen aus der mittelalterlichen (deutschsprachigen) Literatur samt der Werke, in denen sie zu finden sind, vorzustellen. Möglich ist auch ein komparatistischer Ansatz, der riesische Figuren der antiken oder neuzeitlichen Literatur und Kultur mit ihren mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vorläufern in Beziehung setzt. Denn Riesinnen und Riesen spielen noch heute in Filmen, Serien, Spielen sowie in der Literatur eine prominente Rolle. Vielversprechend dürfte auch ein Blick auf das mediale Zusammenspiel von Text- und Bildzeugnissen in den Handschriften und Drucken sowie Bildfresken des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sein. In der ersten Sitzung des Seminars werden wir gemeinsam einen Seminarplan erstellen und die Referate verteilen.

Als Inspiration soll die folgende (natürlich nicht vollständige) Liste an mittelhochdeutschen Werken und Zeugnissen dienen: „Der Riese" (Märe des Stricker), der „Erec" sowie der „Iwein" Hartmanns von Aue (sowie zahlreiche andere Artusdichtungen), der „Tristan" Gottfrieds von Straßburg (hier: Morolt und Urgan), der „Willehalm" Wolframs von Eschenbach (hier: Rennewart), „König Rother" und „Herzog Ernst" (als Vertreter der sog. ‚Spielmannsepik‘), das „Eckenlied" und der „Sigenot" (als Vertreter der germanischen Heldendichtung), die Christophorus-Legende, die Riesen auf den mittelalterlichen Mappae mundi (Ebstorfer Weltkarte)...

Die im Seminar zu besprechenden Textausschnitte werden durch die Studierenden bzw. den Dozenten als PDF auf AGORA zur Verfügung gestellt.