52-254 Erkundungen der "Schächte, darin das Gold der Poesie glimmt": Tiefenpsychologische Zugänge zur Novellistik Theodor Storms [IfG 321] [DSL/DE-V-NdL] [SLM-WB] [DL-M02] [DL-M07] [DE-ME-NdL] [Master-WB]

Lehrende: PD Dr. Malte Stein

Veranstaltungsart: Seminar II

Anzeige im Stundenplan: Theodor Storm

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Weitere Informationen:
[ifg 321] [/dslde-v-ndl] [slm-wb] [dl-m02] [dl-m07] [de-me-ndl] [master-wb] (Wahlzeit)

Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Anzahl der zu erwerbenden Leistungspunkte beim Besuch der Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich.

Hinweis zur Teilnahme:
Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden nach der ersten Vorlesungswoche von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen dadurch frei werdende Seminarplätze interessierten Studierenden während der Ummelde- und Korrekturphase sicher zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass Lehrende keinen Einfluss auf die Platzvergabe in den Veranstaltungen haben; die Platzvergabe erfolgt nach dem Schließen der Listen automatisch über STiNE.
Weitere Hinweise finden Sie unter folgendem Link, der in jedem Semester aktualisiert wird:

https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/studium/downloads.html#18061577

Kommentare/ Inhalte:
Die Novellistik des deutschsprachigen Realismus findet sich in der Forschung als ein Feld für literarische Experimente an der Grenze zur ästhetischen Moderne beschrieben. Das gilt auch für die Erzählungen Theodor Storms, obgleich deren Rezeption während des 20. Jahrhunderts mehrere paradigmatische Umbrüche erlebt hat. Voraussetzung für die Entdeckung des "modernen" Storm war eine zunehmende Sensibilisierung für dessen Techniken der literarischen Camouflage (erzählerische Leerstellen, intertextuelle Bezüge, unzuverlässige Erzähler, semantische Übercodierungen etc.), aber auch eine Enttabuisierung der auf den camouflierten Sinnschichten vermittelten Erzählgehalte. Im Zuge dieser Entwicklungen erschienen Storms Novellen immer deutlicher als Texte, die an der Entdeckung und Gestaltung jenes Unbewussten mitwirkten, das dann Jahrzehnte später zum zentralen Erkundungsbereich der sich um 1900 etablierenden Psychoanalyse wurde. Storms eigene Aussage, dass das "Gold der Poesie" in den tieferen "Schächten" der Seele "glimme", fand ihre forschungsseitige Entsprechung in der – pauschalierenden – Feststellung, des Autors Erzählungen funktionierten "wie die Freud’schen Architekturen des psychischen Apparates" (Ralf Simon). Daraufhin haben sich tiefenpsychologisch orientierte Textanalysen seit den 1990er Jahren zur zeitweilig dominanten Strömung der Storm-Forschung entwickelt, wobei allerdings die jeweiligen Theorieanleihen und Erkenntnisinteressen stark differierten.
Ziel des Seminars soll es sein, anhand exemplarischer Textinterpretationen mit verschiedenen "Schulen" und Ansätzen der psychoanalytischen Literaturbetrachtung vertraut zu werden und sich ein Urteil in Hinblick auf deren Erkenntnispotentiale und Risiken zu bilden. Dazu wird es nötig sein, sich vor der Auseinandersetzung mit publizierten Interpretationen zunächst einmal in die jeweilige Novelle einzuarbeiten und zu ermitteln, welche interpretationsbedürftigen Fragen bei deren Lektüre entstehen. Somit ist das Seminar als ein ca. wöchentlicher Wechsel der Besprechung und Diskussion von Primär- und Sekundärtexten strukturiert.
Die aktive Teilnahme wird nachgewiesen durch die Beteiligung an der Vorbereitung und Durchführung eines zwanzigminütigen Impulsreferats. Erwartet wird zudem die regelmäßige Teilnahme am Seminar sowie die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre von wöchentlich ca. 70 Buchseiten.
In der Hausarbeit soll anhand einer vorgegebenen Novelle die Qualität konkurrierender psychoanalytischer Deutungen beurteilt werden.
Ein Seminarplan mit den zu lesenden 6-7 Novellen und den dazugehörigen Textanalysen wird zu Seminarbeginn ausgeteilt.
Zur vorbereitenden Lektüre seien empfohlen:
Storms Novellen "Auf der Universität" und "Der Schimmelreiter" sowie das Kapitel zur "psychoanalytische Literaturwissenschaft" in: Tilmann Köppe/Simone Winko: Neuere Literaturtheorien. Stuttgart 2008.
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