52-228 Anschaulichkeit [IfG 221] [IfG 241] [IfG 242] [IfG 243] [IfG 244] [DSL/DE-A-NdL] [DSL/DE-A-DSL] [SLM-WB] [Master-WB]

Lehrende: Paul Hohn

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: Anschaulichkeit

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Weitere Informationen:
[ifg 221] [ifg 241] [ifg 242] [ifg 243] [ifg 244] [/dslde-a-ndl] [/dslde-a-dsl] [slm-wb] [master-wb] (Wahlzeit)

Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Anzahl der zu erwerbenden Leistungspunkte beim Besuch der Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich.

Hinweis zur Teilnahme:
Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden nach der ersten Vorlesungswoche von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen dadurch frei werdende Seminarplätze interessierten Studierenden während der Ummelde- und Korrekturphase sicher zur Verfügung.

Bitte beachten Sie, dass Lehrende keinen Einfluss auf die Platzvergabe in den Veranstaltungen haben; die Platzvergabe erfolgt nach dem Schließen der Listen automatisch über STiNE.
Weitere Hinweise finden Sie unter folgendem Link, der in jedem Semester aktualisiert wird:

https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/studium/downloads.html#18061577

Kommentare/ Inhalte:
Im Alltag sprechen Leser:innen von literarischen Figuren, Geschehnissen und Orten, als ob es sich um Gegenstände ihrer Lebenswelt handelt. Sie hoffen und leiden mit den Figuren und urteilen über sie. Hieran erweist sich ein wichtiges Stilmerkmal von Literatur: Anschaulichkeit.
Ein technisches Wissen, das der Literaturwissenschaft hilft, die Kategorie der Anschaulichkeit methodisch nutzbar zu machen, bietet die antike Lehre von der Redekunst. In ihren Rhetoriken empfehlen Aristoteles, Cicero und Quintilian die Verfahren der lebendigen Schilderung von Handelnden und Handlungen oder der detaillierten Beschreibung, um eine Erzählung zu gestalten, die zu zeigen scheint, wovon sie spricht. Später, im 20. Jahrhundert ist das Wissen der antiken Rhetoriken nicht nur von der Literaturtheorie wiederentdeckt worden, sondern unter dem Stichwort "Show don’t tell" zur Maxime kreativer Schreibkurse avanciert. Doch schon in der Literatur der Romantik stellten mehr oder minder glaubwürdige Erzähler und Augenzeugen ihrem Publikum allerhand Geschehen und reizvolle Gestalten vor Augen. Die Wirkungsabsicht zielt dabei über die mediale Grenze der Buchstabenkunst Literatur hinaus: Erzählte Rede soll umschlagen in ein Bild, das der Leser:in vor Augen steht.
Das Seminar erschließt grundlegende Darstellungsverfahren der erzählenden Literatur und geht der Frage nach, wie sich Autor:in, Leser:in und Text zueinander in Verhältnis setzen lassen, wenn wir Literatur unter rhetorischem Gesichtspunkt analysieren. Um herauszufinden, was literarische Darstellung leisten kann, — und was nicht, — werden Vergleiche zur Anschaulichkeit konkurrierender Medien und Künste wie Malerei, Schauspiel, Fotografie und Film gezogen.
Gelesen werden:
Dorothea Schlegel: Florentin (1801); Hubert Fichte: Der Platz der Gehenkten (1989); W. G. Sebald: Die Ringe des Saturn (1995); Sharon Douda Otoo: Herr Göttrup setzt sich hin (2016); Cemile Sahin: Taxi (2019) sowie Auszüge aus den Rhetoriken von Aristoteles, Cicero und Quintilian.
Zur Vorbereitung empfohlen:
- Asmuth, Bernhard: Anschaulichkeit. Varianten eines Stilprinzips im Spannungsfeld zwischen Rhetorik und Erzähltheorie. In: Ueding, Gert; Kalivoda, Gregor (Hrsg.): Wege moderner Rhetorikforschung. Berlin, Boston 2014, S.147–184.
* * *