53-430 Flucht, Verfolgung, Exil und Internierung in der griechischen Literatur und in Selbstzeugnissen seit 1923 [NGB-A1, V2, V5; NGR: M2, M3; MA-GLP: M13, M16; SLM-WB, SG, NGB-WB, Master-WB]

Lehrende: Prof. Dr. Ulrich Moennig

Veranstaltungsart: Vorlesung

Anzeige im Stundenplan: Flucht, Verfolgung

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 2,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40

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Der modernen griechischen Literatur wird häufig eine Art von Zeugnisfunktion zugesprochen: Literarische Personen erleben Dinge, wie auch natürliche Personen sie im Kontext der Geschichte ihres Landes oder auch ihrer Region erlebt haben. Neben fiktionalen Werken, die einen Bezug zu Erlebnissen natürlicher Personen aufweisen, gibt es Selbstzeugnisse, in denen auf ähnliche Erlebnisse Bezug genommen wird, dies aber ohne Rückgriff auf fiktionale Personae.
Das moderne Griechenland entstand in einem langwierigen Prozess, an dessen Anfang der Kampf um Unabhängigkeit ab 1821 stand. Mit der von griechischer Seite als Kleinasiatische Katastrophe bezeichneten Niederlage von 1922 war der Prozess der Grenzfindung des Landes weitgehend abgeschlossen (die Inselgruppe Dodekanes spielte eine Sonderrolle). Aber nicht nur Gebietsveränderungen und der 1923 zwischen Griechenland und der Türkei beschlossene Bevölkerungsaustausch hatten Flucht, Verfolgung, Exil und Internierung zur Folge. Innergriechische Verfolgung politisch Andersdenkender, die Deutsche Besatzung, der anschließende Bürgerkrieg und zuletzt die Militärdiktatur 1967–1974 hatten eine Fortsetzung von politisch motivierter Gewalterfahrung bis in die jüngere Vergangenheit zur Folge. Diese Ereignisse haben das kollektive griechische Bewusstsein nachhaltig geprägt. Sie bestimmen einerseits den öffentlichen Diskurs auch über aktuelle Politik und sie bestimmen auch in kleineren Gemeinschaften den Diskurs zwischen älteren und jüngeren Generationen.
In der Vorlesung wird es um fiktionale Texte und faktuale Selbstzeugnisse gehen, die ähnliche Ereignisse und Erlebnisse aufgreifen. Eine der Vorlesung zugrundeliegende Fragestellung wird sein, welche die fundamentalen Unterschiede zwischen literarischen Texten, die historische Ereignisse aufgreifen, und Selbstzeugnissen sind.