Lehrende: Dr. Gereon Wulftange
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
0a4b
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Anmeldegruppe: Erziehung, Bildung und Sozialisation
Weitere Informationen:
Die Angabe der Credits bezieht sich auf die Zahl der Leistungspunkte, die erworben werden können, wenn die Veranstaltung im Kontext des Studium Generale besucht wird. Im Rahmen eines Moduls gelten die Vorgaben des entsprechenden Moduls!
Kommentare/ Inhalte:
In einem uns alltagsweltlich gewohnten Verständnis scheint das Wort „lernen“ häufig eine ziemlich widerständige, gelegentlich sogar 'qualvolle' Praxis zu beschreiben, die es möglichst schnell und effizient ‚hinter sich zu bringen‘ gilt: „Ich kann heute leider nicht, ich muss noch ‚lernen‘“ oder mit einem Anflug von Panik in der Stimme: „Hast Du schon für die Klausur nächste Woche gelernt?“ Und bereits kurz nach dem Test, der Prüfung, der Klausur, ist ein Großteil des mühsam ‚Gelernten‘ bereits wieder vergessen.
Diese, vielen von uns alltsgssprachlich als ‚Bulimie-lernen‘ wohl nicht ganz unbekannte Praxis steht in einem seltsamen Widerspruch zum normativ behaupteten Selbstverständnis z.B. der Schule, aber auch anderen Bildungsinstitutionen: Denn die Schüler*innen sollen ja laut diesem Selbstverständnis durch das Lernen in der Schule „lebenstüchtige, verantwortungsbewußte, kreative, glückliche Erwachsene werden. So gesehen wäre das Lernen in der Schule also im unmittelbaren, vitalen Interesse“ (Holzkamp 1991: S. 1) der Schüler*innen. Woher also diese alltagsweltlich vertrauten Widerständigkeiten, die Halbherzigkeit und die fehlende Nachhaltigkeit, die sich in unserem Erleben des „Lernens“ in der Schule, aber auch anderen Institutionen ins uns abgelagert zu haben und ‚geronnen‘ zu sein scheinen?
In unserem Seminar wird es im Sinne einer gemeinsamen Forschungswerkstatt darum gehen, nach den Gründen für die angedeuteten Widerständigkeiten in „Lehr-Lernprozessen“ zu fragen und auf diesem Wege mehr darüber herauszufinden, wie sie sich möglicherweise überwinden lassen und „lernen“ anders werden kann.
Zu diesem Zweck stehen Überlegungen und Ansätze aus der so genannten „Kritischen Psychologie“, insbesondere Klaus Holzkamps Überlegungen zur Frage nach dem „Lehren als Lernbehinderung?“ und die von ihm maßgeblich mitentwickelte „Subjektwissenschaftliche Lerntheorie“ im Zentrum des Seminars.
In der ersten Phase des Seminars wollen wir uns über die Lektüre und gemeinsame Diskussion einiger Texte aus dem Umfeld des ‚subjektwissenschaftlichen Ansatzes‘ einige seiner Grundzüge erschließen, sie vertiefen und sie besser verstehen.
In der zweiten Phase des Seminars wollen wir in einer Werkstattatmosphäre in Kleingruppen versuchen, die Anregungen, Ideen und Grundgedanken dieses 'subjektorientierten' Ansatzes aufzunehmen und sie für die Gestaltung einer Seminarsitzung in Kleingruppen fruchtbar zu machen, um sie in der dritten Phase im geschützten Rahmen des Seminars „auszuprobieren“, damit Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes entdeckt werden können und erfahrbar werden.
Die Themen und Inhalte der Sitzungsgestaltungen orientieren sich dabei vor allem an den (Erkenntnis-)Interessen der Seminarteilnehmer*innen im und am pädagogischen Feld.
Die „Leistungspunkte“ (4 LP) werden für die aktive Teilnahme, die Mit-Diskussion, die vorbereitende Lektüre der Texte und die (Mit)-Arbeit und (Mit-)Gestaltung einer Seminarsitzung in einer Kleingruppe vergeben.
Es besteht zudem die Möglichkeit, die „Modulprüfung“ im Rahmen einer Hausarbeit (im Umfang von etwa 10 Seiten) abzulegen.
Unser Seminar beginnt in der zweiten Vorlesungswoche, also am Donnerstag, den 27.10.
Ich freue mich auf Sie und auf ein anregendes und spannendes Seminar!
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