Lehrende: Astrid von Schlachta
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: Täufer in frühmod. G
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Kommentare/ Inhalte: Das Hauptseminar beschäftigt sich mit der Geschichte der täuferischen Gemeinden vor dem Hintergrund der politischen, religiösen und sozialen Rahmenbedingungen in der Frühen Neuzeit. Es stellen sich Fragen nach dem Umgang in den verschiedenen Territorien mit konfessionell devianten Untertanen und Gemeinden, nach der Definitionsmacht über Normen, sowie nach der Entwicklung von Gewissensfreiheit und Toleranz. Stigmatisiert und kriminalisiert konnten die Täufer, die um Zuge der Reformation entstanden, zunächst keine dauerhaften Gemeinden gründen. Auf ihren Glauben stand die Todesstrafe. Zum Spektrum der Täufer gehören neben den ursprünglichen beziehungsweise dauerhaft existierenden Gemeinden der Mennoniten und der Hutterer auch die Gruppe der Amischen sowie neutäuferische Gemeinschaften, die sich später bildeten. Rechtlich und politisch blieb die Stellung der Täufer über die gesamte Frühe Neuzeit ambivalent. Konfessionelle Devianz war stets in einer prekären Situation, so dass das Aushandeln von Bedingungen über die Ansiedlung beziehungsweise das Bleiben sowie die Migration zur Lebenserfahrung vieler konfessionell devianter Untertanen gehörte. Vielfältige Migrationsbewegungen führten zur Gründung neuer Siedlungen in Nordamerika und in Russland. Das Hauptseminar untersucht darüberhinaus die politische Kommunikation über die Täufer. So mussten sich konfessionell deviante Gruppen Vorwürfen der „Sectirerey” und des „Aufruhrs“ stellen. Doch sie versuchten auch ihrerseits als politisch äußerst aktive Untertanen, ihr Schicksal zu beeinflussen.
Literatur: Astrid von Schlachta, Täufer. Von der Reformation ins 21. Jahrhundert (utb, 5336), Tübingen 2020. Kaspar von Greyerz, Religion und Kultur. Europa 1500-1800, Göttingen 2000. Nicole Grochowina, Reformation, Berlin/Boston 2020.