59-203 Symposium GRK 2008: Objekte in Bewegung, bewegende Objekte. Inter- und transkonfessionelle Perspektiven auf die materielle Kultur der Frühen Neuzeit"

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Prof. Dr. Markus Friedrich; Prof. Dr. Marc Andreas Föcking; Prof. Dr. Bernhard Jahn; Prof. Dr. Margit Kern; Prof. Dr. Johann Anselm Steiger

Veranstaltungsart: Workshop

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Semesterwochenstunden: 1

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

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Objekte wandern durch Räume und Zeiten und überschreiten dabei Schwellen und Grenzen – ab dem 16. Jahrhundert auch diejenigen zwischen den sich herausbildenden Konfessionen. Sie konnten dabei Wissen über religiöse Normen und Praktiken aus der Vergangenheit sowie über räumliche Distanzen hinweg transportieren und damit Imaginationen des Fremden und Konstruktionen des Eigenen prägen. Hierbei waren Objekte menschlicher Handlungsmacht ausgesetzt, traten aber gleichzeitig aufgrund ihrer Wirk-macht in Interaktion mit menschlichen Akteur:innen und forderten diese zu Stellungnah-men sowie Reaktionen auf, die von Wertschätzung bis Ablehnung reichen konnten. Objekte waren somit teilweise begehrte und teilweise widerständige Grenzgänger. Als historische Quellen erzählen sie heute komplexe Geschichten über inter- und transkonfessionelle Beziehungen und Aushandlungen in der Frü-hen Neuzeit. Gerade deshalb rücken sie seit einigen Jahren verstärkt in den Blick der Forschung, die be-müht ist, generalisierende Konfessionalisierungsnarrative über angeblich homogene Konfessionsräume zu relativieren. Ziel ist es, diese junge Entwicklung aufzugreifen, denn – so die Hypothese – inter- und trans-konfessionelle Aushandlungen fanden fast immer mit oder anhand von Objekten statt, wurden von die-sen geformt und lassen sich heutzutage nur vollständig erzählen, wenn die materielle Kultur berücksichtigt wird. Kurz gesagt: ohne Objekte keine Interkonfessionalitätsforschung.

Seinen Fokus richtet das Symposium auf drei große Themenfelder: 1) Die Reformation und ihre Folgen provozierten in fast jeder Stadt Aushandlungen mit dem vorreformatorischen materiellen Erbe. Manche Objekte wie Bildwerke, Bücher und Inschriften erschienen nicht als problematisch oder erfuhren eine neue, gesteigerte Wertschätzung. Andere konnten als so widerständig empfunden werden, dass man sie entfernte oder zerstörte beziehungsweise neu kontextualisierte, transformierte oder umsemantisierte. Welche Art des Umgangs mit der vorreformatorischen materiellen Kultur in welchem Kontext gewählt wurde und ob sich hierbei Muster erkennen lassen, gilt es im Rahmen des Symposiums zu analysieren. 2) Ein weiterer Schwerpunkt soll auf einem frühneuzeitlichen Katalysator für die Bewegung von Objekten liegen, nämlich dem sich stetig intensivierenden Handel: Warenströme hielten sich nicht an konfessionelle Grenzen, sondern wurden vor allem durch Faktoren wie der allgemeinen Nützlichkeit oder dem Prestige-wert von Produkten bestimmt. Mitunter wurden Objekte sogar explizit mit dem Gedanken an ihren mögli-chen Einsatz innerhalb verschiedener Konfessionen produziert. Der Handel und der einhergehende Trans-fer von Objekten hatte somit maßgeblichen Anteil an der Generierung von interkonfessionellen Kontak-ten und Aushandlungen sowie der Schaffung eines transkonfessionell Gemeinsamen. 3) Schließlich möch-te das Symposium auch Formen von globalen Objektbewegungen in den Blick nehmen. Mission, Diploma-tie und kriegerische Konflikte gingen in der Regel einher mit regen multidirektionalen Objekttransfers, wie dem Austausch von Geschenken, Raub, Handel sowie dem Mitbringen von Devotionalien und Souvenirs. Diese Praktiken prägten den globalen Aushandlungsprozess zwischen Vertreter:innen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen und machten aus Objekten Informations- und Imaginationsquellen, die an der Konstruktion des Eigenen und den Imaginationen des Fremden maßgeblichen Anteil hatten. Im Sym-posium gilt es nicht nur, diesen Anteil zu kartieren, sondern auch die materialen und semantischen Trans-formationen der grenzüberschreitenden Objekte zu berücksichtigen.

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Prof. Dr. Johann Anselm Steiger
Prof. Dr. Marc Andreas Föcking
Prof. Dr. Bernhard Jahn
Prof. Dr. Margit Kern
Prof. Dr. Markus Friedrich