52-171A ONLINE: Salman und Morolf [IFG 231][DSL/DE-A-ÄdSL][DSL/DE-A-DSL][SLM-WB][Master-WB]

Lehrende: Dr. Sebastian Holtzhauer

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: Salman u. Morolf

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Weitere Informationen:
Das Seminar findet ONLINE statt.

Hinweis zur Teilnahme: Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden am Freitag in der ersten Woche der Vorlesungszeit von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen die frei werdenden Seminarplätze interessierten Studierenden während der zweiten Anmeldephase sicher zur Verfügung.

Kommentare/ Inhalte:
Dem ‚Salman und Morolf‘ liegt die seit dem 12. Jahrhundert in Westeuropa bekannte orientalische Sage vom biblischen König Salomo zugrunde, dabei ist der deutsche Text recht spät überliefert (15./16. Jahrhundert) und aufgrund seines Inhalts und Stils schwer in eine homogene Gattung einzuordnen. Außer Frage steht immerhin, dass das für die mittelalterliche Literatur so produktive Erzählschema der Brautwerbung dominant ist und mehrfach durchgespielt und problematisiert wird.

Zum Inhalt: Salman, christlicher (!) König von Jerusalem, hat die Heidenprinzessin Salme entführt und nach ihrer Taufe geheiratet. Sie wird von dem Heidenkönig Fore, der zunächst vergeblich um sie wirbt, durch eine List geraubt. Salmans Bruder Morolf, der eigentliche Held der Erzählung, geht in Verkleidung auf Kundschaft. Er wird erkannt, kann jedoch fliehen. Nun zieht Salman mit Heeresmacht aus. Als Pilger verkleidet, wird er gefangen, von Salme verhöhnt und von Fore zum Tode verurteilt. Unter dem Galgen bläst er dreimal sein Horn. Sein Heer befreit ihn, Fore wird erhängt. Es folgt die Rückkehr mit Salme. Im zweiten Teil wiederholt sich das Geschehen nach sieben Jahren. Salme wird dieses Mal durch Princian entführt. Morolf kundschaftet in Verkleidung als Krüppel, Pilger, Spielmann, Metzger und Krämer. Dann tritt Salme mit einem Heer in Aktion, Princian wird erschlagen. Salme wird erneut zurückgebracht, jedoch beim Aderlassen von Morolf, der eine weitere Wiederholung vermeiden möchte, getötet. Salman heiratet nun Fores Schwester. (vgl. Brunner 1997/2019; Wehrli 1997)

Im Seminar wenden wir uns zunächst der viel diskutierten Gattungsfrage zu: Handelt es sich beim ‚Salman und Morolf‘ um Spielmanns- oder Brautwerbungs- oder Legendendichtung? Die Frage nach dem Erzählschema der Brautwerbung und seiner Anverwandlung im ‚Salman und Morolf‘ gehen wir ebenso nach wie raumsemantischen Aspekten, die daran geknüpft sind – immer wieder reisen die Protagonisten über das Meer von einem in den anderen Herrschaftsbereich. Aus kulturhistorischer Perspektive wird uns der mittelalterliche Kreuzzugsgedanke interessieren, der im ‚Salman und Morolf‘ im Kampf der Christen gegen die Heiden seinen literarischen Niederschlag findet. Im Rahmen der Gender Studies werden wir uns in einer Sitzung auch den Rolle(n) der Frau(en) im Text widmen. Von besonderem Interesse ist schließlich die äußerst ambivalente Trickster-Figur Morolf, der mal edler Ritter, mal verschlagener oder gar dämonischer Intrigant und Possenreißer, ja sogar Mörder ist.

Literatur:
Basisinformationen zum Werk:

- Curschmann, Michael: Art. ‚Salman und Morolf‘. In: 2VL, Bd. 8 (1992), Sp. 515–523.

Textgrundlage:

- ‚Salman und Morolf‘. Mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch von Wolfgang Spiewok in Zusammenarbeit mit Astrid Guillaume. Greifswald 1996. [ist auch antiquarisch vergriffen und wird daher als pdf zur verfügung gestellt]