Lehrende: Christopher Bejamin John Grages-Karabiner
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
24-402.20*
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
5,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 21
Anmeldegruppe: Sozialstruktur und Gesellschaftsanalyse
Weitere Informationen:
B.A.-Soziologie Hauptfach: BM 2 - Sozialstruktur und Gesellschaftsanalyse
B.A.-Soziologie Nebenfach: NF-Modul B - Sozialstruktur und Gesellschaftsanalyse
B.A. Teilstudiengang Sozialwissenschaften (Lehramt): Soziale Strukturen
B.A. Ergänzungsfach Soziologie: Sozialstruktur und Gesellschaftsanalyse
Kommentare/ Inhalte:
Moderne Wohlfahrtsstaaten haben sich seit Ende des 19. Jahrhunderts zuerst in Westeuropa und Nordamerika als Systeme umfassender Sicherung gegen soziale Risiken wie Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit entwickelt, die mit der Zeit immer größere Bevölkerungsteile einschlossen und in immer mehr Staaten (Asien, Südamerika) ausgebaut wurden. Die Absicherung der Bevölkerung gegen solche Risiken gehört in post-industriellen Gesellschaften zu den wichtigsten Aufgaben staatlicher Politik und Sozialausgaben stellen in diesen in der Regel den größten Teil der Staatsausgaben dar. Einerseits korrigieren und gleichen die sozialpolitischen Maßnahmen Ungleichheitsstrukturen (durch Einkommenssteuern oder Transferzahlungen) aus. Andererseits greifen die wohlfahrtsstaatlichen Interventionen aber auch aktiv in die Absicherung der Bürgerinnen und Bürger ein, indem sie den Zugang und die Höhe der wohlfahrtsstaatlichen Leistungen regulieren. Von der Ausgestaltung des Wohlfahrtsstaates hängt dementsprechend etwa ab, wer Zugang zum Gesundheits- oder Rentensystemen hat und wie gut diese in einzelnen Ländern ausgebaut sind, ob angemessene Sicherungsleistungen vor Risiken wie Arbeitslosigkeit schützen und ob es Übergangsregelungen wie Kurzarbeitergeld im Falle von Krisen wie der Corona-Pandemie gibt, oder nicht.
Es lassen sich im internationalen Vergleich sowohl signifikante Unterschiede in der Art und Umfang der Ausgaben, als auch hinsichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung sozialstaatlicher Maßnahmen beobachten. Darüber hinaus durchlaufen viele westliche Wohlfahrtsstaaten seit den 1990er Jahren weitreichende Reformprozesse: Einerseits sind sie einem wachsenden Kostendruck ausgesetzt, der häufig dafür verantwortlich gemacht wird, dass die Ausgaben für soziale Absicherung stagnieren oder fallen, während die Risiken für die Bevölkerung – etwa aufgrund verschiedener wirtschaftlicher Faktoren – zunehmen. Gleichzeitig entsteht – etwa aufgrund von demografischen Wandlungsprozessen – zunehmend Bedarf am Ausbau spezifischer wohlfahrtsstaatlicher Absicherung.
Im Seminar sollen unterschiedliche Formen der strukturellen, kulturellen und politischen Beschaffenheit und Ausgestaltung von Wohlfahrtsstaaten erörtert werden, um anschließend zu diskutieren, inwieweit und warum Unterschiede und Gemeinsamkeiten in verschiedenen Typen von Wohlfahrtsstaaten auftreten. Hierfür werden zunächst einige zentrale Konzepte der sozialwissenschaftlichen Wohlfahrtsstaatsforschung betrachtet. Im Anschluss werden verschiedene Teilbereiche der Sozialpolitik wie Familien-, Arbeitsmarkt, Renten-, Gesundheits- oder Pflegepolitik vertiefend beleuchtet, um im Anschluss internationale Differenzen in der Ausgestaltung zu analysieren. Neben der Vergleichsperspektive bietet das Seminar ebenfalls eine Einführung in die konzeptionelle und empirische Analyse von Erklärungsfaktoren für die Entwicklung von Sozialpolitik in verschiedenen Wohlfahrtsstaaten an.
Lernziel:
Im Seminar sollen Grundkenntnisse über Unterschiede und Entwicklungstrends in verschiedenen Typen von Wohlfahrtsstaaten vermittelt werden. Dafür werden einerseits Konzepte der international vergleichenden Wohlfahrtsstaatenforschung und Konzept des institutionellen Wandels diskutiert und in Kontext mit aktuellen sozialpolitischen Reformen gesetzt. Zentrale Lernziele sind das Verstehen der zentralen Ideen und Konzepte der international vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung und die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Konzepten und Positionen.
Vorgehen:
Die Veranstaltung ist so angelegt, dass Texte zu den wöchentlichen Sitzungen auf STiNE bereitgestellt werden und die Studierenden in Kleingruppen Impuls-Referate ausarbeiten und im Plenum vorstellen. Geplant ist, dass die Studierenden (teils in kleineren Arbeitsgruppen) die Texte und weiterführende Fragen beantworten und diskutieren. Die Lernziele sollen im Wesentlichen über Lektüre, Kurzreferate und Diskussionen erreicht werden.
Bedingungen für einen Leistungsnachweis:
-regelmäßige Teilnahme und Lektüre
-Kurzreferat von 20 min.
-drei 4-seitige Essays oder eine 12-seitige Hausarbeit
Alle weiteren Hinweise zum geplanten Vorgehen werden auf STiNE hinterlegt.
Literatur:
Busemeyer, M.; Ebbinghaus, B.; Leibfried, S.; Meyer-Ahuja, N.; Obinger, H.; Pfau-Effinger, B. (2013): Wohlfahrtspolitik im 21. Jahrhundert. London, New York: Campus.
Esping-Andersen, G. (1990): The Three Worlds of Welfare Capitalism. Princeton: Princeton University Press.
Schmidt, M. G.; Ostheim, T.; Nico A. Siegel; N. A. und Reimut Zohlnhöfer, R. (2007): Der Wohlfahrtsstaat - Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Frankfurt: Springer.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsart: Hausarbeit oder Essays
Bewertungsschema: RPO (benotet)
Umfang der Prüfungsleistung: drei 4-seitige Essays oder eine 12-seitige Hausarbeit
Abgabetermin für die Prüfungsleistung: Essays sind zu den jeweiligen Seminar-Sitzungen abzugeben und Hausarbeiten am 14.08.2022. Bitte beides per Email als Word-Dokument
Ausgabe der bewerteten Prüfungsleistung: direkt bei den Dozent:innen
Weitere in der Veranstaltung zu erbringende (unbenotete) Studienleistungen:
- Aktive Teilnahme
- Pflichtlektüren
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