52-172 DIGITAL: Wolfram von Eschenbach: 'Willehalm' [IFG 231][IFG 241][DSL/DE-A-ÄdSL][DSL/DE-A-DSL][SLM-WB][Master-WB][SG-SLM]

Lehrende: Dr. Sebastian Holtzhauer

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: 'Willehalm'

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20

Weitere Informationen:
Bitte beachten: Das Seminar findet in digitaler Form statt!

Wahlzeit

Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Punktzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich besucht wird.

Hinweis zur Teilnahme: Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden am Freitag in der ersten Woche der Vorlesungszeit von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen die frei werdenden Seminarplätze interessierten Studierenden während der zweiten Anmeldephase sicher zur Verfügung.

Kommentare/ Inhalte:
Im Zentrum des „Willehalm" (1217 oder später) stehen zwei gewaltige Schlachten des gleichnamigen Protagonisten und seiner Hilfstruppen gegen die in die Provence einfallenden Sarazenen unter Terramer. Die erste Schlacht endet mit der Vernichtung des Christenheers, nur Willehalm entkommt nach Orange (Buch I, II). Die zweite Schlacht, an welcher dann das Reichsheer teilnimmt, führt zum Sieg (VII–IX). Der eigentliche Held der ersten Schlacht ist der junge Neffe Willehalms, Vivianz, der als Märtyrer den Tod findet. Im Mittelpunkt der zweiten Schlacht steht Rennewart, der unerkannte Bruder der Markgräfin Gyburg, der am Schluss der Erzählung vermisst und beklagt wird. Der Mittelteil spielt in Willehalms, von Gyburg mannhaft verteidigter Festung Orange (II, V, VI), von wo aus Willehalm an den Hof seines Schwagers Loys, König von Frankreich (bzw. Herr des Reiches) nach Munleon (Laon) reitet, um dort nach größeren Schwierigkeiten Hilfe zu erhalten.

Die Erzählung Wolframs vom Markgrafen Willehalm, die nach Horst Brunner „heute als eines der erstaunlichsten und bedeutsamsten Werke der mittelalterlichen Literatur" gilt, geht auf historische Ereignisse zurück: Graf Wilhelm von Toulouse kämpfte mehrfach gegen die aus Spanien einfallenden Sarazenen und sicherte Karl dem Großen die spanische Mark (801). Der Kult um diesen Krieger, der 1066 heiliggesprochen wurde, dehnte sich vor allem im 12. Jahrhundert aus. Wir werden im Kurs also u.a. auf den geschichtlichen Hintergrund des „Willehalm" eingehen, dann aber natürlich auch auf die literarische Tradition, da das Werk Wolframs in den Kreis der sog. Chanson de geste, also der ursprünglich frz. Heldenepik, gehört (wie auch das „Ludwigslied" und das „Rolandslied"). Inhaltlich stimmt Wolfram weitestgehend mit der afrz. Vorlage („Aliscans") überein. In der motivisch-stilistischen Ausarbeitung werden Anklänge an den Artusroman sowie an die Legende deutlich. Zur Sprache wird auch die umstrittene Frage des (absichtlich?) fragmentarischen Schlusses kommen. Andere zentrale Punkte, die auch die Forschung bestimmen, werden zu diskutieren sein: Wolframs ‚Heidenbild‘ in der Auseinandersetzung mit den Christen (Kreuzzugsthematik und religiöser Friedensgedanke), das facettenreiche Verständnis von „minne" als Liebe zwischen Menschen (Liebe und Ehe; Verwandtschaft) aber auch zwischen Gott und den Menschen (religiöse Bindungen) sowie die eindringlich geschilderten, dramatischen und tragischen Auswirkungen von Kampf und Krieg auf allen Seiten. Wo es um die Überlieferung des „Willehalm" geht, sollte eine Besonderheit berücksichtigt werden: Kein anderes höfisches Epos ist so häufig illustriert worden. Das bietet Anknüpfungspunkte methodischer Art zu Text-Bild-Verhältnissen (Medialität) und zur Kunstgeschichte.

Literatur:
Anzuschaffen für das Seminar:

- Wolfram von Eschenbach: Willehalm. 3., durchgesehene Aufl. Text der Ausgabe von Werner Schröder. Übersetzung, Vorwort und Register von Dieter Kartschoke. Berlin/New York 2003. für Studierende der UHH auch via https:/katalogplus.sub.uni-hamburg.de kostenfrei downloadbar]

Basisinformationen zum Autor und Werk:

- Bumke, Joachim: Art. „Wolfram von Eschenbach". In: Verfasserlexikon, Bd. 10 (1999), Sp. 1376–1418.

- Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach. 7. Aufl. Stuttgart 1997 (Sammlung Metzler 36).

- Kiening, Christian: Wolfram von Eschenbach: „Willehalm". In: Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen. Hrsg. v. Horst Brunner. Stuttgart 2004 (RUB 8914), S. 212–230.