Lehrende: Florian Muhl
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 00b2b
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Kommentare/ Inhalte: Im Zuge der sozialen Bewegungen der 60er und 70er-Jahre sind die repressiven und autoritären Erziehungspraxen in der Heimerziehung scharf kritisiert und erste Ansätze zu ihrer Überwindung praktisch realisiert worden (z.B. Jugendwohnkollektive). Im Zuge der Heimreform der 80er Jahre konnte dann eine Dezentralisierung der Heime und Jugendwohnungen durchgesetzt werden und es wurde zunehmend Abstand von Ansätzen repressiver Pädagogik genommen. In den letzten Jahren ist jedoch ein ‚Rollback‘ von repressiver Pädagogik zu verzeichnen. Kinder und Jugendliche werden wieder vermehrt unter dem Aspekt des Risikos betrachtet, es wird nach geschlossenen Heimen als ‚ultima ratio‘ gerufen und in der Jugendhilfe sind „‚Grauzonen‘ des Einschlusses“ (Peters 2016) auszumachen, in denen Zwang und Formen der „Dressur“ (Stufen-Vollzug, Phasen-Modell) praktiziert werden. Gleichzeitig ist die Therapeutisierung sozialer Ungleichheitsverhältnisse, ökonomischer Interessengegensätze, politischer Konfliktkonstellationen und kultureller Differenzen festzustellen (vgl. Anhorn et al. 2006: 3f.) In welchem Zusammenhang stehen repressive Ansätze und der in den letzten Jahren zu beobachtende Trend zur Therapeutisierung in der Pädagogik? Welche Rolle spielen dabei die gesellschaftspolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte? Insbesondere Jugendliche in der Heimerziehung sind häufig betroffen von psychiatrischer Diagnostik (vgl. aktuell den Fall Winterhoff), der gesellschaftlich mehr Definitionsmacht zugesprochen wird als pädagogischen Handlungsorientierungen. Vor diesem Hintergrund sollen auch die Schwierigkeiten psychiatrischer Diagnostik in den Blick genommen (vgl. Hekele 2014) und im Verhältnis zu bildungsorientierten und dialogischen pädagogischen Ansätzen, die ihre Adressat:innen als mündige Subjekte konzipieren und auf die Realisierung von allgemeiner gesellschaftlicher Teilhabe zielen, bearbeitet werden. Die Veranstaltung wird in Präsenz geplant und gehört zum Modul HFKM PuLL: Professionelle Handlungskompetenzen.
Literatur: