Lehrende: Andreas Rieper
Veranstaltungsart:
Übung
Anzeige im Stundenplan:
Übung
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
4,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
10 | 20
Anmeldegruppe: Übungen Berufsfeldorientierung / Schlüsselqualifikationen
Weitere Informationen:
B.A. Soziologie Hauptfach: Praxismodul 2 - Schlüsselqualifikationen / Berufliche Orientierung
B.A. Politikwissenschaft Hauptfach: Praxismodul 2 - Schlüsselqualifikationen / Berufliche Orientierung
Kommentare/ Inhalte:
Die Stadt- und Standortanalyse als empirische, methodisch orientierte, fachlich fundierte standort-, markt- und potenzialseitige Untersuchung - u.a. der wesentlichen Rahmenbedingungen z.B. für Etablierung einer bestimmten Nutzung in der Stadt bzw. im Raum - stellt eine gängige Praxis in den angewandten Sozial- und Geowissenschaften dar.
Sie bietet dabei auch Sozialwissenschaftler*innen mit einschlägigen Methodenkenntnissen ein weites und interessantes Praxisfeld.
Insbesondere die Privatwirtschaft sowie Städte und Gemeinden bzw. kommunale Dienstleister benötigen solche Untersuchungen, um Entscheidungen und Maßnahmen vorzubereiten, Risiken zu erkennen und nicht zuletzt, um Handlungen oder auch Planungskonzepte zu legitimieren bzw. auch kritisch zu hinterfragen (hier wären dann auch Akteure der Zivilgesellschaft an Untersuchungen interessiert).
Die hauptsächlichen Ziele der in der Praxis angewandten Stadt- und Standortanalysen sind u.a. die Identifikation der optimalen, verträglichen (wie immer dies zu definieren ist) und nachhaltigen Nutzungsmöglichkeit für einen bestimmten Standort oder Raumausschnitt bzw. für ein bestimmtes Pro- oder Objekt im Stadtentwicklungsgeschehen, der quantitative und qualitative Vergleich verschiedener Standorte, die Optimierung und Planung von Standortnetzen sowie die Ermittlung von Realisierungschancen, möglichen Restriktionen und Erfolgs- bzw. Ertragsaussichten.
Wichtig ist auch die Identifizierung unterschiedlicher Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern im städtischem Raum, über die meistens wenige Angaben vorliegen. In der Mehrzahl liegen die meisten Informationen auf der Ebene der Wohnadresse vor, was eine eher statische Betrachtung zulässt. Gleichwohl bewegen sich Menschen im Raum, nutzen unterschiedliche Opportunitäten im Raum. Schon die grobe strukturelle Differenzierung der beiden Nutzer*innengruppen „Tages- und Nachtpublikum“ eines Innenstadtbereiches kann nur mit Methoden der empirischen Sozialforschung direkt vor Ort erfolgen.
Sowohl quantitative wie qualitative Methoden werden je nach Fragestellung gleichermaßen genutzt, wobei diesbezüglich insbesondere von Vertreter*innen der „Neuen Kulturgeographie“ interessante Untersuchungsansätze in jüngster Zeit entwickelt wurden.
Dabei ist Standortforschung immer auch als Stadtforschung oder Raumforschung zu sehen, wobei unterschiedliche Maßstabsebenen je nach Größe der Stadt, Macht- und Entscheidungsstrukturen und der Fragestellung relevant sind (Stadtnetzte, Gesamtstadt, Stadtteil, Quartier?).
Die Übung beinhaltet einen größeren Exkursions-/Praxisteil (zwei bis drei Sitzungen) mit praktischen Übungen im Feld, u. a. mit Beobachtungen (‚nosing around‘, Robert E. Park), Standortbegehungen und Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten, städtebauliche und nutzungsstrukturelle Aufnahmen vor Ort etc. (geplant ist, dass wir als geschlossene Gruppe die Exkursionen durchführen). Weitere Infos zum Vorgehen dann im Seminar.
Lernziel:
Ziel dieser Übung ist es:
• Aufbauend auf einer kurzen theoretischen Einführung in die sozialwissenschaftliche Stadt- und Raumforschung einen Überblick über die in der
Praxis gängigen Methoden der Stadt- und Standortforschung zu erhalten
• Erfolgskritische Standortfaktoren in unterschiedlichen Nutzungsbereichen (z.B. Einzelhandel, Büro, Freizeit/Entertainment, Sozial- und
Kultureinrichtungen oder auch Wohnen) kennenzulernen
• Einen Überblick über das generelle Vorgehen bei einer Standortanalyse zu erhalten
• Die Grundbegriffe der unterschiedlichen Analysearten kennenzulernen
• Selbständige Erschließung von Literatur und Quellen
• Einübung der freien Rede und Argumentation
Vorgehen:
Gestaltung einer Sitzung, sprich ein einführendes Referat seitens der Teilnehmenden (u.U. ergänzt durch Impuls-Statements des Dozenten) als Erarbeitung von Themenbereichen anhand von Literatur und Einbindung der Anwesenden, insbesondere was die Sitzungen zu den theoretischen Grundlagen und Methodenansätze in der Stadt- und Standortforschung angeht.
Es geht dabei also nicht bloß um die Präsentation eines Referates, sondern das Plenum soll interaktiv eingebunden werden, z. B. durch Diskussionseinheiten, Übungen o. ä. Sie gestalten insofern den Lernprozess, wofür die gesamte Zeit einer Sitzung verwendet werden kann, gemäß der Zielsetzung, aber nicht nur als Vortrag/Monolog. Das ist gerade bei theoretischen Darstellungen nicht immer einfach, gleichwohl als Herausforderung zu sehen.
Aufgrund dieses Vorgehens soll/kann in die schriftliche Ausarbeitung (Hausarbeit) auch etwaige Ergebnisse der Seminardiskussion eingebunden werden, d. h. die Ausarbeitung schon zur Sitzung abzugeben wäre vielleicht verfrüht.
Zudem wird die Übung durch Vorträge geladener Gäste aus dem Bereich Stadt- und Standortforschung abgerundet.
Als Prüfungsleistung soll ein Sitzungsthema (siehe oben) übernommen werden, einschlißelich schriftlicher Ausarbeitung (Hausarbeit) oder eine Standortanalyse für ein selbstausgewähltes Objekt/Projekt in Form eines Berichtes (Hausarbeit) erstellt werden.
Gewünscht wird eine aktive Teilnahme an der Veranstaltung und rege Beteiligung.
Literatur:
Mark Abrahamson 2017: Studying Cities and City Life. An Introduction to Methods of Research. London and New York
Olav Behn und Volker Kirchberg 1988: Zur Bedeutung der Attraktivität der City - Ein nutzen- und wahrnehmungstheoretischer Ansatz. In: Jürgen Friedrichs (Hg.): Soziologische Stadtforschung. Opladen. S. 357 - 380
Frank Eckardt (Hg.) 2012: Handbuch Stadtsoziologie. Wiesbaden.
Frank Eckardt 2014: Stadtforschung - Gegenstand und Methoden. Wiesbaden.
Jürgen Friedrichs 1983: Stadtanalyse - Soziale und räumliche Organisation der Gesellschaft. 3. Aufl. Wiesbaden
Jürgen Friedrichs 1995: Stadtsoziologie. Opladen.
Jan Gehl und Brigitte Svarre 2016: Leben in Städten – Wie man den öffentlichen Raum untersucht. Basel
Anna Juliane Heinrich, Séverine Marguin, Angela Million und Jörg Stollmann (Hg.) 2021: Handbuch qualitative und visuelle Methoden der Raumforschung. Bielefeld
Günter Heinritz (Hg.) 1999: Die Analyse von Standorten und Einzugsbereichen. Passau
Rolf Lindner 2004: Walks on the Wild Side: Eine Geschichte der Stadtforschung. Frankfurt am Main
Raphaela Kogler und Alexander Hamedinger (Hg.) 2021: Interdisziplinäre Stadtforschung: Themen und Perspektiven. Bielefeld
Martina Löw, Silke Steets und Sergej Stoetzer 2014: Einführung in die Stadt- und Raumsoziologie. 3. überarb. u. erw. Aufl.
Opladen und Farmington Hills.
Lars Meier, Silke Steets und Lars Frers 2018: Theoretische Positionen der Stadtsoziologie. Weinheim/Basel
Frank Meyer, Judith Miggelbrink und Kristine Beurskens (Hg.) 2018: Ins Feld und zurück – Praktische Probleme qualitativer Forschung in der Sozialgeographie. Berlin
Jürgen Oßenbrügge und Anne Vogelpohl (Hg.) 2014: Theorien in der Raum- und Stadtforschung: Einführungen. Münster.
Andreas Rieper 2018: Als Soziologe in der privatwirtschaftlichen Immobilien- und Standortforschung – Berufsbild und Tätigkeitsmerkmale, in: Claudia Obermeier und Linda Dürkop-Henseling (Hg.): Typisch Soziologie!? Sozialwissenschaft zwischen Wissenschaft und Praxis. Weinheim/Basel. S. 137-149
Gabriele Sturm 2000: Wege zum Raum – Methodologische Annäherungen an ein Basiskonzept raumbezogener Wissenschaften. Wiesbaden
Eberhard Rothfuß und Thomas Dörfler (Hrsg.) 2013: Raumbezogene qualitative Sozialforschung. Wiesbaden.
Jeannine Wintzer (Hg.) 2018: Sozialraum erforschen: Qualitativ Methoden in der Geographie. Berlin
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Prüfungsart: Hausarbeit (schriftlicher Untersuchungsbericht oder schriftliches Referat)
Bewertungsschema: unbenotet (bestanden / nicht-bestanden)
Prüfungstermin: Abgabe der Hausarbeit bis zum 31.März 2022
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