Lehrende: Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann; Dr. Susanne Spieker
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: EW Sem AEW
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 3,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: Sem: Erziehung - Bildung - Gesellschaft
Kommentare/ Inhalte: Das Seminar vermittelt grundlegende Konzepte und Theorien von Erziehung und Bildung sowie der gesellschaftlichen Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen am Beispiel des Verhältnisses von Schule und Kolonialismus. Es verfolgt das Ziel, Studierende an Zusammenhänge heranzuführen, die über das pädagogische Handeln im engeren Sinn hinausführen. Das geschieht anhand von drei Perspektiven: Erstens geht es um den Zusammenhang von Erziehungs- und Bildungstheorien und Kolonialismus. Die Globalisierung der Neuzeit stellte seit ihren Anfängen im 16. Jahrhundert eine Herausforderung für das Nachdenken über Gesellschaften dar, sie beeinflusste ebenso das Nachdenken über Erziehung. Im ‚pädagogischen Jahrhundert‘ entstand die Anthropologie als eigenes Feld des Wissens. Sie wurde zu einer Bezugswissenschaft der Pädagogik. Wir lesen historische Grundlagentexte und setzen uns mit aktuellen Ansätzen der postkolonialen Theorie auseinander. Zweitens steht die Rolle der Schule im Kolonialismus, also während der Kolonialzeit, im Mittelpunkt. Die Pädagogisierung des späten 19.und frühen 20. Jahrhunderts, in der die Institutionen des heutigen Bildungssystems entstanden, fiel mit der Hochphase der kolonialen Weltordnung zusammen. In Europa entstanden Bildungseinrichtungen, die auf einen späteren Aufenthalt in Übersee vorbereiteten; in den kolonisierten Gebieten wiederum wurden Schulen für die indigene Bevölkerung wie für die europäischen Einwander:innen errichtet. Diese Entwicklungen diskutieren wir anhand ausgewählter Fallbespiele. Drittens wird in aktueller Perspektive nach dem Erbe und den Nachwirkungen des Kolonialismus auf die Gegenwart, insbesondere auf die Schule, gefragt. Wir beschäftigen uns damit, welche Wissensbestände, Deutungsmuster und Bilder der außereuropäischen Welt in Unterrichtsinhalten oder Schulbüchern eine Rolle spielen und diskutieren, welche Konsequenzen daraus für eine postkoloniale Bildungsarbeit zu ziehen sind. Das Seminar findet digital mit synchronen sowie asynchronen Anteilen statt. Einzelheiten werden in der ersten Sitzung besprochen.
Literatur: Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 7., aktualisierte u. erw. Aufl. Paderborn 2018. Ina Kerner: Postkoloniale Theorien zur Einführung, 3., erg. Aufl.. Hamburg. 2017. Zum Thema Kolonialismus allgemein: Eckert, Andreas: Was ist Kolonialismus?. In: ders.: Kolonialismus. Frankfurt am Main. 2015. oder Osterhammel, Jürgen/Jansen Jan C.: I. 'Kolonisation' und 'Kolonien'. In: dies.: Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen. München. 2017.