93-007 DIGITAL: Die Konstruktion der Ignoranz: Stereotype Abwertungen von Wissensbeständen und Qualifikationen sozial minorisierter Gruppen

Lehrende: Dr. Paulo Gilberto Rescher; Maria Guadalupe Rivera Garay

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Ignoranz

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Weitere Informationen:
[a02, v02, v02-geo, m03, master-wb, slm-wb, sg]

Kommentare/ Inhalte:
In diesem Seminar werden wir uns mit der Verbindung von stereotypen Vorstellungen zu spezifischen sozial minorisierten Gruppen und der gesellschaftlichen Bewertung von Wissen und Wissensbeständen befassen. Dabei geht es zentral um die Fragen, wie eine gesellschaftliche Abwertung bzw. mangelnde Anerkennung von Wissen, Kompetenzen und Kenntnissen sozial minorisierter Gruppen (im Sinne von „Systemen des Nichtwissens“, nach Gudrun Lachenmann 1994) deren soziale Positionierung beeinflusst, welche sozialen Prozesse dahinterliegen und auch wie Neuaushandlungen dieses Status stattfinden können, so wie dies im Frühsommer 2020 bspw. bei Pflegekräften und Erntehelfer:innen im Rahmen der sog. Corona-Krise in Europa kurzzeitig sichtbar wurde. Die entsprechenden problematischen gesellschaftlichen Konstruktionen sollen kritisch hinterfragt und dabei aufgezeigt werden, warum sie gesellschaftlich so stabil sind und warum sie möglicherweise auch bewusst aufrechterhalten werden.

Dazu werden wir in einer ersten Phase theoretische Ansätze zu Wissen erarbeiten, um anschließend auf konkrete Fallstudien aus diversen Kontexten einzugehen, die u.a. die Aushandlungsprozesse um die Zuschreibung oder auch Abwertung von Wissen und Kompetenzen eingehen oder aus einer lebensweltlichen Perspektive die Handlungsmacht und (Alltags-) Strategien der betroffenen Akteure angesichts dieser Situation aufzeigen. Neben den oben genannten Fällen, werden wir u.a. Migrationskontexte, die Positionierung indigener und afro-dezendenter Gruppen in Lateinamerika, den ländlichen Raum, Genderfragen, Entwicklungszusammenarbeit und politische Aushandlungsprozesse betrachten.

Als Seminar im Rahmen der Lateinamerika-Studien wird ein Fokus auf dieser Weltregion liegen, allerdings werden in der Diskussion komparativ auch andere Beispiele und Ansätze aufgenommen, wobei insbesondere auch der Vergleich mit europäischen und deutschen Kontexten Teil der Diskussion sein wird, sowie deren transnationalen Verflechtungen mit Lateinamerika.

Aktive und regelmäßige Teilnahme sowie Lektüre der Pflichtliteratur werden für eine erfolgreiche Seminarteilnahme vorausgesetzt.