Lehrende: Roelof Gerrit Gerrits
Veranstaltungsart:
Seminar Ib
Anzeige im Stundenplan:
Staunen und Wundern
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch/Französisch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 20
Weitere Informationen:
[fra-a03, -a04, -lit-2.1, -2.2, -nf-2, slm-wb, sg, frl-05, -06, -07, fr-la-a2, -a4]
Die Angabe der Credits (3,0) bezieht sich auf die Anzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im WAHLBEREICH besucht wird.
Kommentare/ Inhalte:
Seit jeher verbindet man die Epoche der Aufklärung (frz. Lumières) mit Vernunft, Rationalität und dem Aufkommen der empirischen (Natur-)Wissenschaften. Schriftsteller wie Voltaire und Montesquieu setzen ihre literarischen Werke ein, um aufklärerische Ideen, wie Skeptizismus (Voltaire, Candide ou l’Optimisme (1759)), Kritik an Monarchie und Religion (Montesquieu, Lettres Persanes (1721)), oder materialistischen Empirismus (Denis Diderot, Jacques le Fataliste (1778)) zu verbreiten. Doch auch nicht-literarische, theoretische Texte, wie die Encyclopédie von Diderot und d‘Alembert erzählen von diesen Ideen, die an der Basis der modernen Wissenschaften stehen.
Mit dem Erzählen von Wissenschaft verbinden die Aufklärer einen leidenschaftslosen, nüchternen Stil. Wissenschaftliche Beobachtungen sollen sich beschränken auf empirische Wahrnehmungen und rationale Schlussfolgerungen. So heißt es in der Encyclopédie: „C’est l’observateur le plus exact, le plus desintéressé & le moins passionné, qui seul a raison“ (Art.: „expérience“, in: Encyclopédie). Gleichzeitig gelten die Leidenschaften der Verwunderung und des Staunens bei René Descartes, so schreibt er in Les passions de l’âme (1649) jedoch als der Anfang der Wissenschaften, lösen sie doch Neugierde und einem Drang nach Wissen aus. Das Seminar fragt nach potenziellen gemeinsamen literarischen Strategien, die die Aufklärer für das Erzählen von Wissen und Wissenschaft einsetzten, und zwar sowohl anhand von literarischen als auch anhand von (natur)wissenschaftlichen Texten. Inwiefern kann wissenschaftliches Erzählen mit einem leidenschaftlichen Stil zusammengehen?
Ziel des Seminars ist es, mittels dieser Fragestellung in die französische Literatur der Aufklärung einzuführen. Anhand der Lektüre kanonischer Texte der lumières von Voltaire, Jean-Jacques Rousseau, Montesquieu u.a. so wie wissenschaftlicher und enzyklopädischer Werke von Diderot oder Pierre Bayle soll untersucht werden, wie Wissenschaft in der Aufklärung definiert und erzählt wird.
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