Lehrende: Florian Lampe
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
Geld, Macht, Kapital
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Kommentare/ Inhalte:
Ausgangspunkt/Standpunkt des Ak Plurale Ökonomik
Trotz der Vielzahl ökonomischer Theorieschulen wird in den meisten volkswirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen in der Lehre hauptsächlich die Perspektive der Neoklassik eingenommen. Wichtige Herausforderungen unserer Zeit, wie z. B. die extrem ungleiche Verteilung des nationalen und globalen Vermögens, die Krisenanfälligkeit des internationalen Finanzsystems oder auch die voranschreitende Erderwärmung lassen sich mit diesem einen Paradigma nicht ausreichend erklären, sodass im Ergebnis auch keine funktionierenden Lösungen angeboten werden können.
Themenschwerpunkt „Geld, Macht, Kapital“
Insbesondere die theoretische Konzeption der Geldentstehung und die Verteilungswirkungen des Kredit- und Bankensystems werden in den Standard-Lehrbüchern der VWL stark vernachlässigt (vgl. Löscher 2019, Lindner 2016). Gerade auch in Abgrenzung zu dem neoklassischen (neukeynesianischen) Verständnis, dass Geld (langfristig) keine reale Wirkung hat, können die theoretischen Erkenntnisse anderer Paradigmen hier neue Perspektiven eröffnen (vgl. Hein und Herr 2013).
Zudem steht Geld in Form von Finanzkapital zunehmend in einem Spannungsverhältnis mit demokratischer Selbstbestimmung und staatlicher Souveränität, was insbesondere im Zuge der europäischen Staatschuldenkrise ab 2010 deutlich wurde. Auch die entwicklungsökonomischen Implikationen von Währungshierarchien (vgl. u. a. Kaltenbrunner 2015; de Paula/Fritz/Prates 2017) oder die ökologischen und sozialen Folgen der Monetarisierung (als Voraussetzung zur Ökonomisierung) natürlicher Lebensräume sind Beispiele für die Notwendigkeit einer plural-ökomischen Perspektive auf Geld und Macht.
Folgende Theorien sollen im Rahmen des Seminars vorgestellt werden und können eine Grundlage für die geplante Gruppenarbeit bilden:
- Postkeynesianismus
- Ökologische Ökonomik
- Feministische Ökonomik
- Marxistische Politische Ökonomik
- Institutionsökonomik
Präsenztermine:
03.11.2020
08.12.2020
05.01.2021
16.02.2021 (16-20)
Der Raum ist durchgehend gebucht für weitere Präsenztermine, die vom Lehrenden mitgeteilt werden.
Lernziel:
Das Lernziel des Seminars ist es, verschiedene Theorien der VWL kennen zu lernen, die Unterschiede der einzelnen Paradigmen zu erfassen und sich inhaltlich mit einer der Theorien vertiefend auseinanderzusetzen. Dadurch wird es ermöglicht, ein kritisches und reflektiertes Bild über die neoklassischen Antworten zu einzelnen Problemen zu entwickeln. Des Weiteren werden die Studierenden in die Lage versetzt werden, eigenständig Entscheidungen über die Anwendung von einzelnen Theorien für ausgewählte Probleme zu fällen. Dadurch werden die Erkenntnispotenziale einer multiparadigmatischen Betrachtungsweise aufgezeigt und ein Verständnis für die methodischen und theoretischen Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten (makro-)ökonomischer Denkschulen entwickelt.
Vorgehen:
Der erste Teil des Seminars (3-4 Wochen) ist in Form von interaktiven Inputvorträgen zum Überblick über die oben genannten Theorien organisiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Einführung in Ontologie, Epistemologie und Methodik der jeweiligen Theorieschule und möglichen inhaltlichen Anknüpfungspunkten zum Thema „Geld und Macht“.
Für den zweiten Teil des Seminars teilen sich die Studierenden in Gruppen auf, die sich jeweils aus einer spezifischen Perspektive einem Thema (aus dem Bereich von „Geld, Macht und Kapital“) widmen. Die Studierenden suchen sich im Folgenden eine mögliche Theorieschule aus, um ihr Problem zu analysieren und mögliche Lösungsansätze. So werden exemplarisch an einem Thema die entsprechenden Axiome, Annahmen, Analysekategorien, Modelle und/oder Methoden, je nach gewählter Schule, erarbeitet. Dafür werden den Studierenden Einstiegsliteratur an die Hand gegeben.
In drei Zwischentreffen werden bisherige Ergebnisse reflektiert und diskutiert. Zum Abschluss der Veranstaltung erfolgt eine kondensierte Präsentation der Erkenntnisse mit anschließendem Feedback, welches in die Hausarbeit eingearbeitet werden kann. In Eigenarbeit wird Literatur gelesen, die die Grundlage der Seminardiskussion bildet und für die Abschlussarbeit verwendet werden soll.
Literatur:
Die Literatur zu den einzelnen Veranstaltungsterminen wird zum Kursbeginn zusammen mit dem Lehrplan bereitgestellt.
Die vollständigen Angaben zu den Quellenbelegen in der Kursbeschreibung lauten wie folgt:
De Paula, Fernando; Fritz, Barbara; Prates, Daniela M. (2017): Keynes at the periphery: Currency hierarchy and challenges for economic policy in emerging economies, in: Journal of Post Keynesian Economics, vol. 40 (2): 183–202.
Kaltenbrunner, Annina (2015) A post Keynesian framework of exchange rate determination: a Minskyan approach, in: Journal of Post Keynesian Economics, Vol. 38 (3), S. 426–448.
Lindner, Fabian (2016): Wie der Kredit wirklich in die Welt kommt … und was die Standardlehrwerke der Volkswirtschaftslehre alles falsch machen, in van Treeck, T.; Urban, J. [hrsg.]: Wirtschaft neu denken – Blinde Flecken der Lehrbuchökonomie, Berlin: iRights Media, S. 186–199.
Löscher, Anne (2019) Conceptions of Money. Assessing Textbook Economics in the Light of Pluralism of Money Theories, in: Petersen, D. J.; Willers, D.; Schmitt, E.; Birnbaum, R.; Meyerhoff, J. H. E.; Gießler, S.; Roth, B. (Hrsg.): Perspektiven einer pluralen Ökonomik, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 157–180.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
Für die zu erbringende Prüfungsleistung kann alternativ zwischen einem Referat mit Verschriftlichung (7 - 10 Seiten) und einer Hausarbeit (10 - 15 Seiten) gewählt werden.
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