52-173 DIGITAL: Herzog Ernst – Transkulturalität mittelalterlicher Literatur [DSL/DE-A-ÄdSL][DSL/DE-A-DSL][SLM-WB][Master-WB][SG-SLM]

Lehrende: Dr. Falk Quenstedt

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: Herzog Ernst

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Weitere Informationen:
Bitte beachten: Raumangaben unter Vorbehalt!

Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Punktzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich besucht wird.

Hinweis zur Teilnahme: Studierende, die die erste Seminarsitzung unentschuldigt versäumen, werden am Freitag in der ersten Woche der Vorlesungszeit von der Veranstaltung abgemeldet. Auf diese Weise stehen die frei werdenden Seminarplätze interessierten Studierenden während der zweiten Anmeldephase sicher zur Verfügung.

Kommentare/ Inhalte:
Der im späten 12. Jahrhundert entstandene Abenteuerroman ‚Herzog Ernst‘ erzählt von einem deutschen Fürsten, der vom Kaiser aus dem Reich vertrieben wird und sich in einen Kreuzzug flüchtet. Vor der Küste Syriens gerät Ernst mit seinen Leuten in einen Seesturm und wird in eine unbestimmte Ferne verschlagen, wo er auf monströse Völker trifft, mit denen er in ebenso gewalttätige wie friedliche Kontakte eintritt. Dabei zeigen große Teile des Romans Bezüge zu arabischen Erzähltraditionen und zu europäischen wie nicht-europäischen Wissenstraditionen. Diese besonders stark ausgeprägte Transkulturalität des Textes hinsichtlich seiner Quellen, Themen, Figuren und Erzählwelten bildet einen ersten Schwerpunkt des Seminars: In welchen historischen, politischen und kulturellen Kontexten entsteht die Erzählung? Wie sind Verknüpfungen des deutschen Textes etwa zur arabischen Literatur zu erklären und wie verändern sich Motive und Problemstellungen im Transfer? Welche kulturellen Parameter und Wertvorstellungen werden zur Konstruktion von Fremden und ‚Anderen‘ in welcher Weise genutzt – und warum überhaupt sind diese Themen für ein höfisches Publikum um 1200 interessant?

Der ‚Herzog Ernst‘ war ein im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sehr erfolgreicher Text, wie die große Menge insgesamt zehn überlieferter deutscher und lateinischer Fassungen, entstanden vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, zeigt. Diese ausgedehnte und weitverzweigte

Transfergeschichte des Textes bildet den zweiten Schwerpunkt des Seminars: Konzentriert auf einzelne Episoden soll im Vergleich verschiedener Fassungen untersucht werden, wie sich unter der Voraussetzung jeweils anderer historischer, medialer und materialer, sozialer, politischer, religiöser und wissensgeschichtlicher Bedingungen narrative Gewichtungen, Darstellungsweisen und Bewertungen verändern. Vor allem den Frühdrucken, die dem Text Paratexte und Illustrationen hinzufügen und ihn so neu strukturieren, soll dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Literatur:
Mathias Herweg (Hg.): Herzog Ernst. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. In der Fassung B mit den Fragmenten der Fassungen A, B und Kl. Ditzingen 2019; Reader mit Auszügen aus weiteren Fassungen.

Literatur zur Einführung: Mathias Herweg: „Herzog Ernst, oder Streifzüge durch ferne Erzählwelten. Ein Nachwort". In: Mathias Herweg (Hg.): Herzog Ernst. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. In der Fassung B mit den Fragmenten der Fassungen A, B und Kl. Ditzingen: Reclam 2019, S. 545–580;

Uta Goerlitz: „Mittelalterliche Literatur im Medienwandel von der Handschrift zum gedruckten Buch: das Beispiel des ‚Herzog Ernst‘". In: Uta Goerlitz, Meike Hensel-Grobe (Hg.): Mediävistik und Schule im Dialog. Berlin 2017 (= Das Mittelalter 22, 1), S. 13–38.