Lehrende: Prof. Dr. Joachim Otto Habeck
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: exempl. Ethnographie
Credits: 5,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Weitere Informationen: . WICHTIGE Hinweise vom Studienbüro zum WiSe 20/21
Kommentare/ Inhalte: Im Vergleich zu anderen indigenen Gruppen in Russland – und zu anderen Gruppen weltweit – scheinen die Nenets (Nenzen) über ein bemerkenswertes politisches Selbstbewusstsein zu verfügen. Sie haben ihre Belange erfolgreich in transnationalen indigenen Organisationen artikulieren können. Das nenzische Siedlungsgebiet erstreckt sich entlang der Küste des Arktischen Ozeans vom europäischen bis ins asiatische Russland. Nomadische Rentierhaltung und Fischfang ermöglichen ein hohes Maß an Mobilität und Flexibilität. In diesem Seminar werden die Reaktionen der Nenets auf die koloniale Begegnung mit anderen Gruppen (v.a. Russen und Komi) untersucht. Thematisiert werden Strategien des stillschweigenden Rückzugs ebenso wie der zuweilen offene Widerstand gegen das sowjetische Modernisierungsprojekt. In den 1990er Jahren gab es eine lebhafte indigene Bewegung, die sich für den Erhalt der lebensnotwendigen Ressourcen einsetzte – oft in Konfrontation mit der Erdöl- und Erdgasindustrie. Seit etwa 2000 zeigen sich in Russland starke Tendenzen der Zentralisierung und ein gesamtstaatlicher Patriotismus, wodurch der politische Einfluss indigener Organisationen eingeschränkt wird. Dessen ungeachtet scheinen die Nenets weniger von den Auswirkungen einer raschen Modernisierung (Sprachverlust, Arbeitslosigkeit, das Gefühl der Inferiorität) betroffen zu sein als andere ethnische Gruppen in der Region. Das Seminar wird die Gründe für die kulturelle Resilienz der Nenets analysieren und ihre zukünftigen politischen Strategien im Kontext internationaler Debatten über Indigenität ausloten.
Lernziel: – Grundlegende Kompetenzen der sozialwissenschaftlichen Betrachtung ethnischer Gruppen – Analyse der Situation indigener Gruppen und ihre Ressourcennutzung vor dem Hintergrund des Klimawandels – Analyse regionaler Veränderungen in ethnologischen Teilbereichen (v.a. Wirtschafts- und Politikethnologie)– Rezeption wissenschaftlicher Debatten speziell zu Indigenität und Nomadismus
Vorgehen: Zum Einsatz kommen diverse pädagogische Formate (Kurzvorträge des Dozenten, Film, Gruppenarbeit, Diskussionen und Präsentationen der Studierenden), wobei die regelmäßige Lektüre der vorgegebenen wissenschaftlichen Texte als Diskussionsgrundlage unerlässlich ist. Studierende erstellen bis zum 31. Januar eine Skizze (1 bis 2 Seiten) und bis zum 31. März eine schriftliche Ausarbeitung (maximal 10 Seiten) zu einem Thema, das im Seminar besprochen wurde. . FÜR TERMINE und zusätzl INFOS schauen Sie bitte direkt unter dem Lehrprogramm nach https://www.ethnologie.uni-hamburg.de/studium/vorlesungsverzeichnisse.html
Literatur: Auf https://arcticanthropology.org finden Sie kurze und aktuelle Beiträge mit Bezug auf die Erdöl- und Erdgasindustrie, die Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis sowie die sozioökonomische Situation der Nenets.
Modulkürzel: Bachelor FSB 16/17: ETH-E, ETH-NF-E FSB 12/13: ETH (FSB 12-13)-E, -NF-E Master ETH-MA-FWB