Lehrende: Prof. Dr. Peter Schmidt
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan:
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 5,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Weitere Informationen: . WICHTIGE Hinweise vom Studienbüro zum WiSe 20/21
Kommentare/ Inhalte: Als der Humanist Beatus Rhenanus im Jahr 1524 die vier wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler benennt, gehört Hans Baldung ganz selbstverständlich dazu – neben Dürer, Cranach und Holbein. Die moderne Rezeption Baldungs aber liegt etwas schräg zu seinem Ruhm unter den Zeitgenossen: Während sich die Kenner früh an seiner Virtuosität ergötzten, blieb er in der populären Wahrnehmung weit hinter den anderen Heroen dieses Viergestirns zurück. Dem Wunschbild von der „altdeutschen Kunst“ wollte er sich nicht so recht fügen. Er galt als der Exzentriker und Intellektuelle der Generation um und nach Dürer. Die eigenwilligen Interessensschwerpunkte, die sich besonders in seinem umfangreichen graphischen Werk zeigen, waren Grund für Faszination wie auch Befremden. In der Literatur wird ihm ein „zwielichtes Wesen“ bescheinigt (Halm 1960), und noch ihm Jahr 1961 verzichtet der Herausgeber eines Bandes über die Hexendarstellungen Baldungs auf die Abbildung einer der interessantesten Graphiken – „aus Gründen der Dezenz“. Das Thema der Hexerei in Baldungs Werk wurde intensiv diskutiert. Hier wie auch in konventionelleren Sujets thematisiert er Körperlichkeit und Sexualität an den Rändern des gesellschaftlichen Regelapparats, aber auch ganz allgemein das prekäre Verhältnis zwischen Religion, Magie, Aberglauben und Ratio. Was uns heute noch bzw. wieder an Baldung interessieren kann, erschöpft sich jedoch keineswegs in den unorthodoxen Themen. So war er einer der größten Zeichner seiner Zeit und wagte sich im Medium der Druckgraphik auf neue Gebiete wie das des Farbholzschnitts. Im Seminar soll das gut erschlossene und erst jüngst in einer großen Ausstellung präsentierte Œuvre Hans Baldungs unter einem breiten Spektrum kunst- und kulturhistorischer Fragestellungen analysiert werden.
Vorgehen: Das Seminar wird voraussichtlich digital stattfinden. Die zoom-Sitzungen werden dann zur angegebenen Zeit stattfinden. Zugangsdaten für die digitalen Sitzungen und für den agora-Raum werden an die in STINE hinterlegte E-Mail-Adresse verschickt. Wer sich nicht in STINE anmelden konnte, möge die Daten über eine E-Mail erfragen (peter.schmidt-2@uni-hamburg.de).
Literatur: Hans Baldung Grien. Prints & Drawings, Ausst.Kat. National Gallery of Art Washington, Chicago 1981. Gert von der Osten, Hans Baldung Grien. Gemälde und Dokumente, Berlin 1983. Hexenlust und Sündenfall. Die seltsamen Phantasien des Hans Baldung Grien, Ausst.kat. Städel Museum Frankfurt am Main, Petersberg 2007. Hans Baldung Grien: heilig | unheilig, Ausst.kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Berlin – München 2019.