Lehrende: Dr. Julia Schumacher
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
Genre & Gender
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
3,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 21
Weitere Informationen:
Auf Grund der Covid-19-Krise werden alle Veranstaltungen des IMK nur online angeboten und konzeptionell an die Situation angepasst. Details werden vor Veranstaltungsbeginn per E-Mail bekannt gegeben. Bitte achten Sie auf E-Mails, die an Ihre in Stine hinterlegte E-Mail kurz vor Beginn der Veranstaltung verschickt wird.
Die Anzahl der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Punktzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich belegt wird.
Studierende des Unterrichtsfachs Deutsch (Lehramt) können diese Veranstaltung nicht belegen. Anmeldungen müssen daher leider zurückgewiesen werden.
Kommentare/ Inhalte:
Die Kategorien Genre und Gender eint, dass sie intuitives Wissen organisieren: Genrebezeichnungen dienen der Verständigung zwischen Produktions- und Rezeptionsebene. Wenn z. B. ein Kriminalfilm angekündigt wird, erwarten wir, dass er von einem Verbrechen handeln wird, während die romantische Komödie eine Geschichte vom Suchen und Finden der großen Lieben verspricht. Gender bezeichnet die soziale Geschlechtsidentität, im Unterschied zur biologischen Bestimmung des Geschlechts (sex), für die in der westlichen Kultur eine binär strukturierte Vorstellung dominiert – entweder Mann oder Frau. Diese Zuordnung bildet das Zentrum in einem Netz weiterer Vorstellungen, die Annahmen über die Eigenschaften der Geschlechter, die Verteilung von gesellschaftlichen Rollen und ihre Wertigkeit in einer Kultur bestimmen – kurz: wie Männer und Frauen ‚sind‘ und wie sie sich verhalten sollten, aber eben auch, welche Art von Geschichten wir über sie erzählen und welchen kulturellen Wert (‚ernsthaft‘ vs. ‚trivial‘) wir diesen zuschreiben. Wir können daher auch die Hauptfiguren der oben genannten Genres bereits vorausaussehen: im ersten Falle ist der Protagonist wahrscheinlich der Ermittler, ein Mann, bereits etwas desillusioniert vom Leben, aber dennoch motiviert, seine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen; im zweiten Fall dürfen wir eine optimistische junge Frau erwarten, die einen solchen Mann den Sinn des privaten Glückes lehrt. Oder nicht?
Was wir genauer unter Genre und Gender verstehen, ist abhängig von Konventionen und hat sich somit im Laufe der Geschichte als veränderlich erwiesen. In jüngerer Zeit wird häufiger ein Wandel in der Konzeption von Figuren diagnostiziert: starke Frauen, schwarze Superhelden oder queere Protagonst*innen scheinen den Mainstream zu erobern. Inwieweit diese Annahme zutrifft, welche Muster der Erzählung und Darstellung sich also verändert haben und welche sich als stabil erweisen, werden wir im Seminar untersuchen.
Lernziel:
Das Seminar vermittelt grundlegende theoretische Ansätze für die Analyse von Spielfilmen und vergleichbaren populären Medienangeboten. Im Schwerpunkt ergründen wir den Zusammenhang zwischen Erzählmustern, Inszenierungsstrategien und generischen Figurentypen. Dafür beschäftigen wir uns sowohl mit Texten der Genretheorie und -analyse (z. B. Knut Hickethier, Jörg Schweinitz) als auch mit ausgewählten Beiträgen der Gender Studies und ihrer Grundlagen, die sich für die Analyse von Filmen und Figuren nutzbar machen lassen (z. B. Judith Butler, Michel Foucault).
Vorgehen:
Während des Seminars erarbeiten wir uns gemeinsam theoretische Primärtexte und erörtern die vorgestellten Ansätze an unterschiedlichen Fallbeispielen. Zur Unterstützung werden Leitfragen sowie verschiedene Aufgaben angeboten und die Ergebnisse unserer Diskussion regelmäßig in Schaubildern zusammengefasst. Damit wir auf eine gemeinsame Grundlage zurückgreifen können, wird das Seminar zudem durch ein obligatorisches Filmprogramm ergänzt, das typische Vertreter, aber auch interessante Ausnahmen zu unterschiedlichen Genres vorstellt. Neben der theoretischen Basis, vermittelt das Seminar somit auch einen Überblick zur Genre/Filmgeschichte – vom Melodrama, dem Musical und dem Western, über die Screwball Comedy, den Film Noir, Horror- und Science-Fiction, bis hin zu jüngere Trends.
Im Fokus jeder Sitzung steht ein Genre. Anfangs konzentrieren wir uns in der Seminardiskussion auf die theoretischen Grundlagen und erproben anhand von Klassikern des Hollywoodkinos, diese für die Analyse zu adaptieren; wir klären zentrale Begriffe (z. B. ‚Subgenre‘, ‚Hybridgenre‘ usw.) und entwickeln gemeinsam eine Heuristik, die uns für die Erörterung weiterer Genres als Orientierung dienen soll. Im weiteren Verlauf des Seminars wird die Diskussion um Gruppenreferate erweitert (max. 20 Min.). Diese sollen jeweils ein spezifisches Genre vorstellen und einen passenden theoretischen Ansatz anhand eines konkreten Beispiels veranschaulichen. Dabei untersuchen wir auch, wie sich in der Figurenkonzeption die Kategorien Genre und Gender mit weiteren wie Klasse/Sozialschicht, Ethnizität/Hautfarbe, Religion und sexueller Orientierung verknüpfen.
Die erste Sitzung am 2. November (14-16h) dient einem ersten Kennenlernen; wir besprechen dann auch den Seminarplan und -ablauf sowie alles weitere, was der Klärung bedarf. Ich freue mich sehr, wenn Sie hier mit eingeschalteter Kamera teilnehmen. Bitte informieren Sie mich vorher über E-Mail, wenn dem etwas entgegenstehen sollte und/oder Sie nicht an der ersten Sitzung aber dennoch weiter am Seminar teilnehmen wollen.
Literatur:
Die obligatorische Literatur und weitere Materialen werden online (voraussichtlich über STINE) zur Verfügung gestellt; Filmbeispiele sind über das Medienzentrum zu erhalten.
Modulkürzel:
[muk-a01a] [muk-a02] [muk-a1] [muk-wb] [dsl-a-dsl]
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