93-008 DIGITAL: Entwicklung und Modernität: Zur Konstruktion zweier problematischer Konzepte und ihrer anhaltenden Wirkmächtigkeit [A02, V02, V02-Geo, M03, Master-WB, SLM-WB, SG]

Lehrende: Dr. Paulo Gilberto Rescher

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Entwickl. Modernität

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Weitere Informationen:
Dieses Seminar wird in einer Kombination aus synchronen und asynchronen Sitzungen stattfinden, voraussichtlich im 14-tägigen Wechsel. Für die asynchronen Phasen werden Arbeitsgruppen gebildet, die Texte diskutieren und damit Inhalte von zwei Sitzungen bzw. einem thematischen Block vorbereiten. Durch welche Technik dies vermittelt stattfindet (Videochat, schriftlicher Chat etc.) bleibt den TeilnehmerInnen überlassen, aber die Diskussionen sollen im entsprechenden Agora-Raum dokumentiert werden. Dazu muss jede Arbeitsgruppe ihren eigenen Raum einrichten. Die Ergebnisse dieser Diskussionen und dabei auftretende Fragen werden die Grundlage für die synchron stattfindenden Sitzungen sein.
Die synchronen Sitzungen finden zu den ursprünglich geplanten Terminen statt, also in dem entsprechenden Zeitfenster, und hier werden die vorbereiteten Inhalte gemeinsam diskutiert und reflektiert. Wir werden dazu Adobe Connect nutzen. Weitere Angaben dazu werden in den Agora-Raum eingestellt. Die Zugangsdaten wurden den bisher angemeldeten TeilnehmerInnen bereits per E-mail übermittelt. Neue TeilnehmerInnen melden sich bitte direkt bei dem Lehrenden per E-mail: gilberto.rescher@uni-hamburg.de

Die erste Sitzung wird als Vorbesprechung und als Test synchron stattfinden.

Es ist zu beachten, dass all dies vorläufige Angaben sind. Der Modus kann angepasst werden, falls es aus technischen oder anderen Gründen nötig wird. So könnte es bspw. nötig werden die Abfolge der Sitzungen zu verändern oder auf Zoom oder Teams auszuweichen, falls Adobe Connect überlastet ist.
Auch im digitalen Seminar wird weiter eine aktive und regelmäßige Teilnahme für einen erfolgreichen Seminarbesuch vorausgesetzt.

Die Angabe der Credits (3,0) bezieht sich auf die Anzahl der Leistungspunkte, wenn die Veranstaltung im WAHLBEREICH besucht wird.

Kommentare/ Inhalte:
Bis in die 1990er Jahre hinein wurden entwicklungstheoretische und -politische Debatten von den Annahmen der Großtheorien, insbesondere Modernisierungs-, Dependenz- und Weltsystemtheorie in ihren unterschiedlichen Facetten, geprägt. Diese konkurrierten zwar miteinander, hatten aber auch viele Gemeinsamkeiten wie den Fokus auf wirtschaftliche Entwicklung, Industrialisierung und Wachstum. Spätestens mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation verloren diese Großtheorien in der Entwicklungstheorie an Bedeutung. Zum einen wurden zwar Gedanken der Modernisierungstheorie in neoliberale Vorstellungen zu Entwicklung übernommen, zum anderen gewannen aber auch alternative Konzeptionen an Gewicht. Dazu gehören aktuell solche die versuchen ökologische und soziale Erwägungen in den Vordergrund zu stellen, die Bedeutung basisdemokratischer Elemente zu betonen oder die Perspektive sozialer Bewegungen oder ethnischer Gruppen zur Grundlage der Konzeption von Entwicklung zu machen.

Diese Entwicklung der Ansätze und Debatten lässt sich außerordentlich gut anhand der Betrachtung Lateinamerikas diskutieren, denn zum einen wurden viele Entwicklungsstrategien zunächst in Teilen Lateinamerikas angewandt und gewissermaßen getestet, wie bspw. Modernisierung oder eine neoliberal orientierte Strukturanpassung, und zum anderen stammen viele Theorien ursprünglich aus Lateinamerika, so z.B. die Dependenztheorien, und neuere alternative Ansätze wie Solidarökonomie oder das Buen Vivir.

Das Konzept von Entwicklung ist wie auch die entsprechenden Debatten bis in die Gegenwart eng mit Vorstellungen von Modernität verknüpft, was einen wichtigen Teil des eurozentristischen Gehalts von (zumindest klassischen und modernistischen) Entwicklungsvorstellungen ausmacht, die einen als universell geltenden Entwicklungsgedanken zur Grundlage von Entwicklungspolitik machen und es so ermöglichen ein globales Macht- und Abhängigkeitsverhältnis zu perpetuieren. Daher soll die kritische Betrachtung des Konzepts Modernität ein entscheidender Ansatzpunkt für die Hinterfragung von Entwicklungstheorien und grundsätzlicher der Vorstellung von gesellschaftlichem Fortschritt sein, wobei die genannten neueren Konzepte als mögliche alternative Denkweisen diskutiert werden sollen.

Aktive und regelmäßige Teilnahme sowie Lektüre der Pflichtliteratur werden für eine erfolgreiche Seminarteilnahme vorausgesetzt.