53-793 Vorstellungen von Nation im hispanoamerikanischen Theater des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts [SPA-A03, -A04, -WB, SG, SPL-05, -06, -07, LASt-A02, -V02, -V02-Geo, Master-WB]

Lehrende: Prof. Dr. Inke Gunia

Veranstaltungsart: Seminar Ib

Anzeige im Stundenplan: Nation / Theater

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch/Spanisch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

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Zwischen der zweiten Hälfte des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts steigt die Zahl der Theaterhäuser in Hispanoamerika. Ganz unterschiedliche wirtschaftliche und demographische Prozesse und politische Situationen seit der Unabhängigkeit sowie natürlich auch die geographische Bedingungen und die daran geknüpften Möglichkeiten des Austauschs mit dem Ausland haben zu verschiedenen Ausprägungen des Theaters als Institution in den hispanoamerikanischen Staaten geführt. Neben aller Diversität lassen sich aber auch gemeinsame Entwicklungen erkennen. So nimmt die politische Aussage im hispanoamerikanischen Theater gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen zunehmend größeren Raum ein, denn es war eine Zeit, in der man in Hispanoamerika darum bemüht war eine nationale Identität zu erschaffen. Dabei spielte Kunst und Literatur eine wichtige Rolle: “Es sind die Routinen, die Sitten und die künstlerischen Formen, welche die Nation zum Ausdruck bringen und die sich in den kollektiven Vorstellungen abzeichnen. In diesen Routinen vollzieht sich der Prozess der Erfindung einer Nation“ (Tomás Pérez Vejo 2005, Übers. I.G.). Die Themen, die dabei auf den Bühnen zur Sprache kommen, behandeln z.B. die Kluft zwischen den nationalistischen Diskursen der im Hinblick auf Sprache, Kultur und Religion orientierten städtischen intellektuellen Elite und der indigenen Bevölkerung bzw. der ländlichen Bevölkerung, die soziale Verortung der europäischen Einwanderer oder etwa die Rolle der Frau und ihr Einfluss auf Moral in der Erziehung. Oft waren die Theaterautoren auch in der Politik des Landes aktiv. Im Verlauf des Seminars werden wir uns Stücken aus Argentinien, Uruguay, Chile, Peru und Guatemala widmen und uns die Frage stellen, welche Vorstellungen von Nation sie jeweils bedienen. Dabei werden wir feststellen, dass ihre Autor*innen Dramenpoetiken zugrunde legen, die romantischen, kostumbristischen, realistischen und naturalistischen Modellen folgen. Die Textarbeit nimmt die in den literaturwissenschaftlichen Einführungsveranstaltungen erlernten Modellierungen zum Ausgangspunkt.

Chile
Daniel Barros Grez (1875): Como en Santiago
Peru
Clorinda Matto de Turner (1884): Hima sumac
Guatemala
Vicenta Laparra de la Cerda (1886): El ángel caído
Argentina/ Uruguay
Eduardo Gutiérrez/ José Podestá (1886): Juan Moreira
Nemesio Trejo (1892): Los óleos del chico
Florencio Sánchez (1904): La gringa 1904