Lehrende: Dr. Gabriele Rabkin; Dr. Carola Roloff
Veranstaltungsart:
Seminar II
Anzeige im Stundenplan:
RDB-3c
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 50
Kommentare/ Inhalte:
Achtsamkeit ist in der Pädagogik noch relativ neu. Die Praxis, konkret bei dem zu sein, was man gerade tut, fördert Lernleistungen und die Fähigkeit, sich selbst zu steuern und Emotionen zu regulieren. Insbesondere das Programm „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ (MBSR), das seit den 1980er Jahren im Westen verbreitet ist, ist von Interesse, weil es Achtsamkeit in einen säkularen Kontext bringt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit für Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden. Die Erkenntnisse haben international in vielen Bereichen der Gesellschaft von der Kita und Grundschule bis zur Hochschule zur Implementierung achtsamkeitsbasierter Schulungsprogramme geführt.
Vieles, was der Buddhismus in diesem Bereich an „Handwerkzeug“ zu bieten hat, wurde bereits seit den 1980er Jahren von der Wissenschaft (Psychologie, Medizin und Pädagogik) aufgegriffen, mit westlichen Erkenntnissen in Verbindung gesetzt und auf säkularer Ebene weiterentwickelt, sowohl von der Psychologie und Pädagogik als auch von den Naturwissenschaften. Manches wird auch schon seit längerem bei uns erprobt, in Schulen z.B. Achtsamkeitstraining. Besonders bewährt hat sich hier das Projekt AISCHU–Achtsamkeit in der Schule von Vera Kaltwasser.
Achtsamkeit beginnt mit der Arbeit an sich selbst und zeigt in einem weiteren Verständnis Auswirkungen auf ein friedliches und ganzheitliches Miteinander, zum Beispiel in Bezug auf Mitmenschen, Tiere und die Umwelt. In diesem Seminar werden wir der Frage nachgehen, was Achtsamkeit bedeutet, wie sie geübt wird und im Miteinander ihren Ausdruck findet. In einem solch breit gefassten Verständnis von Achtsamkeit können sich auch wertvolle Impulse für eine interreligiöse Fachdidaktik im Sinne von Friedenserziehung und Mediation entwickeln.
Lernziel:
Ziel dieses Seminars ist es, Kompetenz zu erwerben, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem buddhistischen und dem säkularen Achtsamkeits-Ansatz bestehen. Zudem wollen wir gemeinsam der Forschungsfrage nachgehen, ob und inwieweit Achtsamkeit sich als interreligiöse Fachdidaktik eignet bzw. zu einer solchen weiterentwickelt werden kann, so dass die erworbene Erkenntnis und Erfahrung im Lehrberuf, insbesondere im Hamburger Modell des Religionsunterricht für alle, konkret in der Unterrichtspraxis umgesetzt werden können.
Vorgehen:
Das Seminar findet im Co-Teaching statt. Das heißt, bei allen Lehrveranstaltungen werden zwei Dozentinnen anwesend sein (Dr. Carola Roloff, Gastprofessorin für Buddhismus, und Dr. Gabriele Rabkin, Diplom-Psychologin und Pädagogin). Wir werden einen dialogischen Ansatz verfolgen. Das heißt, es gibt Impulse und Diskussion in Kleingruppen/Murmelgruppen sowie im Plenum. Über kreative Methoden werden Impulse vermittelt, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel zu schulen. Im Vordergrund steht das Gespräch darüber, wie junge Menschen ihren Glauben und ihre religiöse Überzeugungen jeweils verstehen und leben lernen. Was bedeutet Lernen im Buddhismus und in diesem Kontext Achtsamkeit? Wie werden religiöses Wissen (Kenntnis der Lehre) und Spiritualität (Erfahrungen in der Praxis, Rituale) an junge Menschen vermittelt? Es geht nicht primär darum, die andere Religion, also den Buddhismus, als Lehrgebäude kennenzulernen. Dennoch sollen die Teilnehmenden dialogisch auch etwas über den Buddhismus lernen, indem sie das, was sie erfahren, zu sich selbst und „ihrer eigenen“ religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung in Bezug setzen. Daher werden möglichst viele dialogische Elemente eingebaut, an deren Entwicklung die Studierenden aktiv mitwirken.
Literatur:
Schlüter, Richard. (2005). Methoden des Interreligiösen Lernens. In Peter Schreiner, Ursula Sieg & Volker Elsenbast (Hrsg.), Handbuch Interreligiöses Lernen (S. 556-566). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh.
Das Buch zum Achtsamkeitskongress an der Universität Hamburg 2011, und davon speziell Teil 4 „Bildung durch Achtsamkeit. Was die Pädagogik lernen kann“ (S. 149-208) und „Anstelle eines Schlussworts: Gespräch mit S. H. Dalai Lama“ (S. 337-345). In Michael Zimmermann, Christof Spitz und Stefan Schmidt (Hrsg.) (2012), Achtsamkeit. Ein buddhistisches Konzept erobert die Wissenschaft — mit einem Beitrag S. H. des Dalai Lama. Bern: Hans Huber.
Das Buch ist online über die Website des Numata Zentrums für Buddhismuskunde im AAI frei verfügbar:
https://fiona.uni-hamburg.de/6fec1d30/achtsamkeit-2012.pdf
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen:
3 LP - Regelmäßige Teilnahme plus Vor- und Nachbereitung (2 LP) plus weitere Leistungen nach Absprache (1 LP).
Wir empfehlen, parallel zum Seminar die Teilnahme an der Ringvorlesung 42-920 „Forschen in eigener Sache: Achtsamkeit in der Pädagogik“, montags von 18-20 Uhr.
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