Lehrende: Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer; Julia Lücke
Veranstaltungsart: Vorlesung + Übung
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Semesterwochenstunden: 3
Credits: 6,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 76
Kommentare/ Inhalte: Der Beginn der Ökonomie als einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin wird meist mit Adam Smiths Werk An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776) in Verbindung gebracht. Ökonomische Themen wurden vorher vor allem in philosophischen Untersuchungen und Schriften zu praktischen, politischen und administrativen, Fragestellungen aufgegriffen. Die Vorlesung beginnt mit einem kurzen Rückblick auf diese Vorläuferliteratur. Darauf aufbauend wird das Gedankengebäude der Klassischen Politischen Ökonomie entwickelt. Anhand zweier großer wirtschaftspolitischer Kontroversen in England im 19. Jahrhundert untersuchen wir das Zusammenspiel von realgeschichtlichen Veränderungen, deren Analyse mit Hilfe theoretischer Konzepte und dem Design bzw. der Weiterentwicklung von Institutionen. Die handelspolitischen Kontroversen entzündeten sich an den am Ende der napoleonischen Kriege eingeführten protektionistischen Getreidezöllen. Die Diskussion über diese Maßnahme führte zur Weiterentwicklung der klassischen Wachstumstheorie. Die geldpolitischen Kontroversen entzündeten sich an den Erschütterungen des englischen Währungs- und Finanzsystems beginnend mit den napoleonischen Kriegen. Dabei wurden grundlegende Einsichten in die Funktionsweise des Währungssystems sowohl im nationalstaatlichen als auch im internationalen Kontext gewonnen. Die (englische) Politische Ökonomie wurde im deutschsprachigen Raum kritisch rezipiert. Insbesondere wurde in Frage gestellt, ob die klassischen Theorien universal gültig und für die Analyse der wesentlich ärmeren, in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung rückständigen Volkswirtschaften auf dem Kontinent geeignet seien. Mit der Industrialisierung wurde in Deutschland die „Soziale Frage“ zum Angelpunkt sozialwissenschaftlicher Forschung. Karl Marx baute seine Analyse und Kritik des Kapitalismus auf der klassischen Theorie auf. In Verbindung mit seiner dialektischen Entwicklungstheorie ging er davon aus, dass die Bewegungsgesetze des Kapitalismus zu einer proletarischen Revolution führen. Die Mitglieder des „Vereins für Socialpolitik“ rekrutierten sich aus den deutschen Historischen Schulen der Nationalökonomie. Ihre Arbeitsweise im Fadenkreuz zwischen Soziologie und Volkswirtschaftslehre wird vorgestellt und der Zusammenhang zur Sozialreformbewegung im Kaiserreich herausgearbeitet. Auch mit diesem Thema nehmen wir das Zusammenspiel von Realgeschichte, wissenschaftlicher Analyse und Institutionendesign in den Blick. Aus der „Geschichte des ökonomischen Denkens im 19. Jahrhundert“ werden einerseits klassische Vorläufer des heutigen „Mainstreams“ behandelt. Andererseits werden Beiträge vorgestellt, die Alternativen zur Klassik entwickelten und aus dem Blickwinkel der heutigen VWL die Grundlagen für „heterodoxe“ Strömungen legten oder deren Erbe mit der Ausdifferenzierung zwischen VWL und Soziologie ihre Fortsetzung in der Soziologie fanden.
Lernziel: Aufbauend auf der Modulbeschreibung für Profilveranstaltungen: Die Studierenden
Vorgehen: Die Vorlesung bietet einen Überblick über wichtige Entwicklungen im ökonomischen Denken des 19. Jahrhunderts. Die Übung dient der Diskussion ausgewählter Beiträge der in der Vorlesung behandelten Ökonominnen und Ökonomen. Diese Texte/Textauszüge müssen Sie vor dem jeweiligen Termin gelesen haben.
Literatur: Zu den Vorlesungsthemen und zu den Übungen werden Texte in STiNE bereitgestellt. Damit können Sie den Vorlesungsstoff bearbeiten bzw. vertiefen. Details siehe Vorlesungsankündigung.
Zusätzliche Hinweise zu Prüfungen: Klausur (90 Minuten) über den Stoff der Veranstaltung.
Übung zu Geschichte des ökonomischen Denkens im 19. Jahrhundert
Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer; Julia Lücke
Mi, 23. Okt. 2019 [14:00]-Mi, 29. Jan. 2020 [16:00]
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