63-115 Land & Ressourcenkonflikte (mit Planspiel)

Lehrende: Dr. Tobias Schmitt

Veranstaltungsart: Übung

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Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 8 | 22

Kommentare/ Inhalte:
(Räumliche) Konflikte um Ressourcen und deren Nutzung stellen ein zentrales Themengebiet geographischer Arbeiten dar. Bei Fragen nach dem Zugang zu und der Kontrolle über verschiedene Ressourcen verschneiden sich sowohl ökologische, historische, wirtschafts- und sozialgeographische sowie geopolitische Aspekte, wodurch die Komplexität von Ressourcenkonflikten deutlich wird.

Dabei ist die kontinuierliche Aneignung und Inwertsetzung von Natur (Land, Wasser, Rohstoffe) eine Grundvoraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise. Die Suche nach neuen, angeblich ungenutzten Ländereien (terra nullis) und nach (neuen) Rohstoffen stellte eine der Haupttriebfedern für die koloniale Expansion seit dem 15. Jahrhundert dar. Bis heute hat sich an den kolonialen Grundstrukturen der globalen Wirtschaftsordnung (Ausbeutung von Rohstoffen in den Ländern des Globalen Südens und Gewinnakkumulation im Globalen Norden) nur wenig verändert. Angetrieben von der Ausweitung einer imperialen Lebensweise im Globalen Norden verschärfen sich Konflikte um Land und Wasser, um Arbeitsbedingungen und die ökologischen Auswirkungen einer ungebremsten Ressourcenausbeutung im Globalen Süden. Gleichzeitig wird das bestehende Modell einer imperialen Produktions- und Lebensweise aufgrund des sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandels, des rasanten Verlustes an Biodiversität und der nachhaltigen Verschmutzung von Süßwasserressourcen, Meeren und Böden zunehmend in Frage gestellt.

Vor diesem Hintergrund können Ressourcenkonflikte nicht allein als lokale Auseinandersetzungen gerahmt werden, sondern müssen in ihrem historischen und gesellschaftlichen Kontext verstanden und mit Hilfe einer multiskalaren Herangehensweise untersucht werden. Die Auseinandersetzung mit einzelnen Konflikten um die Aneignung von Land, Wasser und Rohstoffen können somit als Kristallisationspunkte aktueller, gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse angesehen werden.

Lernziel:
Die Teilnehmenden kennen zentrale Analyseansätze und können diese für die gesellschaftstheoretisch fundierte Analyse von Land- und Ressourcenkonflikten anwenden.

Die Teilnehmenden verstehen lokale Konflikte um Land und Ressourcen vor dem Hintergrund historischer sowie globaler politischer und ökonomischer Entwicklungen.

Die Teilnehmenden verstehen zentrale Dynamiken von Land- und Ressourcenkonflikten insbesondere in Bezug auf Akteurskonstellationen und Akteurshandeln.

Vorgehen:
Die Übung findet 14tägig als Doppelsitzung statt, beginnend mit der ersten Sitzung am 17. Oktober. Am 14. November und am 28. November finden jeweils Doppelsitzungen statt, bei denen wir uns mit verschiedenen theoretisch-konzeptionellen Zugängen zur Analyse von Ressourcenkonflikten sowie mit einzelnen konkreten Fallbeispielen beschäftigen. Das Planspiel findet am 13. Dezember ganztägig statt. Dabei geht es um einen Konflikt um Palmölanbau, in dem die Teilnehmenden verschiedene Rollen (Staat, Unternehmen, NGOs, lokale Gruppen, Presse, etc.) einnehmen und versuchen ihre Interessen durchzusetzen. Ziel ist es, einen Landkonflikt und Positionen, Handeln und Strategien von Akteuren in der interaktiven Auseinandersetzung erfahrbar zu machen.
In der Doppelsitzung am 9. Januar werden wir die Ergebnisse des Planspiels auswerten und aus Sicht der unterschiedlichen theoretisch-konzeptionellen Zugänge reflektieren.

Literatur:
PROKLA (2017): Natur, Ressourcen, Konflikte: Kämpfe um die globale Inwertsetzung von Land und Rohstoffen. Heft 189.