52-253 Deutsch-türkischer Film: die Narration der Migration (T/M) (IntLit) [DSL/DE-V-NdL] [SLM-WB] [DL-M08] [DL-M010] [DL-M12] [DL-M13] [DL-M17] [DL-M19] [DE-ME-NdL] [Master-WB] [MW-M01A]

Lehrende: Prof. Dr. Ortrud Gutjahr

Veranstaltungsart: Seminar II

Anzeige im Stundenplan: Dt.-türkischer Film

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 25

Weitere Informationen:
(T/M) (IntLit) [/dslde-v-ndl] [slm-wb] [dl-m08] [dl-m010] [dl-m12] [dl-m13] [dl-m17] [dl-m19] [de-me-ndl] [master-wb] [mw-m01a].
Die Angabe der Credits (3,0 bzw. 2,0) bezieht sich auf die Anzahl der zu erwerbenden Leistungspunkte beim Besuch der Veranstaltung im Wahl-/Optionalbereich. -

Kommentare/ Inhalte:
Der sogenannte deutsch-türkische Film ist als umfängliches Archiv eines transkulturellen Gedächtnisses zu entdecken. Bereits Helma Sanders-Brahms lenkte mit „Shirins Hochzeit“ (1976) den Blick auf die Problematik türkischer Frauen in Deutschland. Mitte der 1980er-Jahre steigt das Interesse an Kinoproduktionen, die ihre Narrative aus der Perspektive der nach Deutschland Migrierten entwickeln, wie dies Tevfik Basers Debütfilm „40 qm Deutschland“ (1985) über die Figur einer jungen, in einer Hamburger Wohnung eingeschlossenen Türkin verdeutlicht. Zunehmend wird in den deutsch-türkischen Filmen das spannungsreiche Austarieren kulturdifferenter Wertorientierungen, Lebensweisen und Erfahrungsmöglichkeiten in Szene gesetzt. Nun werden Erzählmuster aus der Anfangsphase des Migrationsfilms reflektiert, wie dies in Sinan Çetins Film „Berlin in Berlin“ (1993) mit der Gestalt eines deutschen Photographen, der in den kulturellen Kosmos einer türkischen Familie eindringt, der Fall ist.
Seit Mitte der 1990er-Jahre sind vor allem auch männliche Figuren der zweiten Migrantengeneration als Gefangene traditioneller Geschlechterkonzepte inszeniert – wie in Yüksel Yavuz’ „Aprilkinder“ (1998) und Kutlug Atamans „Lola und Bilidikid“ (1999). Nicht selten geht es um Jugendliche, die sich in kriminellen Milieus zu behaupten suchen. Signifikantes Beispiel hierfür ist Lars Beckers „Kanak Attack“ (2000), ein Gangster- und Rapperfilm, in dem die Protagonisten ‚Kanak Sprak‘ als ‚Insider-Code‘ einsetzen.
Mit ganz unterschiedlichen filmästhetischen Handschriften buchstabieren Ayse Polat in „En Garde“ (2004), Fatih Akin in „Gegen die Wand“ (2004) und Özgür Yildirim in „Chiko“ (2008) Gewalt und adoleszente Befreiung aus, während sich zur gleichen Zeit die (bis dahin in der deutschen Filmproduktion weitgehend unbekannte) ‚Culture-Clash-Komödie‘ etabliert. Sie bezieht ihren Witz aus dem Spiel mit divergierenden kulturellen Gewohnheiten und Werten, wie dies beispielsweise in Anno Sauls „Kebab Connection“ (2005), Sinan Akkus’ „Evet, ich will!“ (2008), Yasemin Samderelis „Almanya – Willkommen in Deutschland“ (2011), Bora Dagtekins „Türkisch für Anfänger“ (2012), Buket Alakus’ „Einmal Hans mit scharfer Soße“ (2013) oder der Fernsehserie „Sibel und Max“ (2015/16) der Fall ist. Im jüngst erschienenen Kinofilm „Nur eine Frau“ (2019) von Sherry Hormann wird hingegen der Ehrenmord an der türkisch-kurdischen Berlinerin Hatun Sürücü, (der schon in Feo Aladags „Die Fremde“ 2010 als Vorlage diente) nun aus ihrer Perspektive erzählt.
Im Seminar untersuchen wir anhand ausgewählter Szenen und Sequenzen diese Entwicklung des deutsch-türkischen Films hinsichtlich der Spezifik von Plotmustern und audiovisuellen Ästhetiken. Dabei gehen wir in Detailanalysen der Frage nach, welche narrativen Verfahren einem transkulturellen Gedächtnis zuarbeiten.
Ein genauer Seminarplan wird in der ersten Sitzung vergeben.
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