54-224 Übung MG: Handeln ohne Gott? Die Handlungstheorie von Thomas von Aquin [AM/EP/ERG/H/ERW H – M; HG]

Lehrende: Mats Henry Homann

Veranstaltungsart: Übung

Anzeige im Stundenplan: ÜB Th. von Aquin

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 5 | 30

Weitere Informationen:
Bitte beachten Sie: Die Teilnahme an der ersten Sitzung ist obligatorisch! Um trotz der eventuellen Nicht-Abmeldung durch Studierende alle Plätze in den Lehrveranstaltungen nutzen zu können, setzen die Lehrenden in jedem Fall alle zur ersten Sitzung nicht erschienenen direkt nach der Sitzung in STINE auf „inaktiv“. Das Studienbüro meldet dann an jedem Abend der ersten beiden Vorlesungswochen alle auf „inaktiv“ gesetzten Studierenden ab, um die Plätze für Nachrücker frei zu machen.
Sollten Sie als Studierende/r zur ersten Sitzung verhindert sein, an der Lehrveranstaltung aber teilnehmen wollen, setzen Sie die/den jeweiligen Lehrenden bitte unbedingt vorab davon in Kenntnis, damit Sie nicht irrtümlich abgemeldet werden.

Kommentare/ Inhalte:
Es gehört zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Klischees über das Mittelalter: Der Mensch war sich seiner Position in der Weltordnung bewusst, realisierte durch seine Handlungen einen göttlichen Heilsplan und besaß folglich nach eigenem Verständnis keine Handlungsfreiheit. Hierin soll der Ansatzpunkt liegen, sich mit der ersten umfangreichen Handlungstheorie im europäischen Mittelalter zu beschäftigen – der des Dominikaners Thomas von Aquin.

In der Übung soll es zunächst darum gehen, sich die Handlungstheorie Thomas´ von Aquin gemeinsam zu erschließen, in die theologischen Auseinandersetzungen der Zeit (13. Jhd.) einzuordnen und zu übergreifenden Fragen wie der nach dem Verhältnis von freiem Willen und göttlicher Prädestination in Bezug zu setzen.

In einem weiteren Schritt sollen moderne Handlungstheorien aus verschiedenen Disziplinen (z.B. aus der Soziologie) betrachtet und hinsichtlich der Möglichkeiten der Nutzbarmachung für Fragen an das Mittelalter geprüft werden. Abschließend erfolgt eine Einordnung der Beobachtungen in Auseinandersetzung mit einem Modethema der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft: der Untersuchung von Handlungsspielräumen. Die leitende Frage wird sein, welche theoretische Basis es braucht, um Handlungsspielräume angemessen untersuchen zu können. Welche Rolle kann dabei die Handlungstheorie des Thomas von Aquin spielen?

Die Übung richtet sich an Studierende mit einem Interesse an mittelalterlicher Geistesgeschichte, an theologisch-philosophischen Fragen, an theoriegeleiteter Arbeit im Fach Geschichte und/oder an kritischer Betrachtung gegenwärtiger historiographischer Tendenzen.

Die Texte werden in der Regel auf Deutsch zur Verfügung stehen. Die Studierenden können zu Beginn der Übung zwischen zwei Prüfungsformen (Essay/Rezension) wählen.

Literatur:
Rolf SCHÖNBERGER: Thomas von Aquin zur Einführung, 4. Aufl., Hamburg 2012; Christopher Alexander FRANKE: Actus humanus, actus hominis und das Prinzip des doppelten Effektes: Selbstbestimmung und die Idee moralischer Verantwortung nach Thomas von Aquins Handlungstheorie, München 2012; Michael KÜHLER/Markus RÜTHER (Hg.): Handbuch Handlungstheorie. Grundlagen, Kontexte, Perspektiven, Stuttgart 2016; Oliver AUGE: Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter. Der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit (Mittelalter-Forschungen 28), Ostfildern 2009.